Die letzte Wochen durfte ich die neue Huawei Watch GT 2 Smartwatch testen.
Ausgestattet mit GPS/GLONASS, Bluetooth, Barometer, AMOLED Display vielen Sportprogrammen, Lauftrainingsplänen und einem starken Akku sollte die Watch GT 2 kaum Wünsche offen lassen.
Mit einer UVP von 229€ ist die Uhr zudem auch noch deutlich günstiger als viele Konkurrenten.
Ob und wie gut die Uhr in der Praxis funktioniert und sich die Anschaffung lohnt erfahrt ihr im folgenden Bericht.
Huawei Watch GT2 Smartwatch im Test
Testfacts
Tester: Patrick Salm
Testzeitraum: ca. 3 Wochen ohne Unterbrechung
Hersteller: Huawei Watch GT2 (zur Webseite)
Modell: Watch GT2 (46mm Version)
Kategorie: Smartwatch, GPS Uhr
Sensoren: Bluetooth 5.1, GPS/GLONASS, Barometer, Lichtsensor, Herzfrequenzsensor, Gyroskop, Magnetometer
Prozessor: Kirin A1
Speicher: 4GB Datenspeicher, 32MB Arbeitsspeicher
Akku: 455mAh
Besonderheiten: AMOLED Display, wasserdicht, 2 Wochen Akkulaufzeit, Musikplayer mit Speicher
Betriebssystem: Huawei Lite OS
Gewicht: ca.41gr. ohne Armband
Farbe: black
Preis: UVP 229€ (279€ Titan/Metallband), im Netz ab ca. 180€ erhältlich
Versionen
Vorwort
Zur Marke: Huawei ist auch in Deutschland schon lange in der Liga der führenden Smartphone Hersteller ganz oben dabei und macht Samsung und Apple regelmäßig das Leben mit Top Smartphones und außergewöhnlichen Features schwer. Auch die Huawei Tochterfirma Honor mischt bereits kräftig auf dem harten Smartphone mit und bietet oft sehr ähnliche Geräte deutlich günstiger an. Das Huawei nicht nur Handys produziert sondern eine sehr breitgefächerte Produktpalette hat sollte jedem spätestens nach den 5G Diskussionen klar sein, das Unternehmen gehört bereits seit Ende der 80er Jahre zu den führenden Herstellern für Telekommunikations- und Neztwerkgeräten in China und seit der Jahrtausendwende auch weltweit. Auch viele Geräte von denen man es nicht direkt erwartet, wie z.B. der Speedport Smart Router der Telekom sind von Huawei gefertigt.
Natürlich ist Huawei auch auf dem Smartwatch und Wearables Markt bereits seit einigen Jahren vertreten und erfolgreich.
Zu diesem Bericht: Wie bereits bei meinem Bericht zur Amazfit GTS möchte ich auch hier nicht genau auf jede einzelne Funktion bis ins Kleinste eingehen und keine Bedienungsanleitung erstellen. Im Vordergrund sollen hier wieder lediglich die wichtigsten Funktionen und die Alltagstauglichkeit in Sport und Freizeit stehen.
Optik/Haptik
„Design ist immer Geschmackssache und das fängt bei den Uhren bereits bei der Gehäuseform an. Ich bin der Typ „runde Uhr““, das war ja bereits bei der Amazfit GTS meine erste Aussage. Auch wenn ich der Amazfit GTS bestätigte das sie eine der schönsten eckigen Uhren auf dem Markt ist, ist die Huawei Watch GT2 für mich nochmal eine ganz andere Klasse. Die Uhr ist nicht nur rund sondern auch super stylisch. Das 3.5D Displayglas mit darunter liegender Lunette sieht genau so cool aus wie der Rest des Metallgehäuses und die beiden hervorstehenden Knöpfe.
Das mitgelieferte Silikonarmband sitzt sehr bequem und macht einen stabilen Eindruck, ebenso wie der Verschluss aus Metall.
Eigentlich wollte ich zur Uhr lediglich das Silikonband, da ich Metallarmbänder normalerweise nicht mag. Huawei hat mich aber auch hier eines besseren belehrt. Das Huawei Metallband sieht so aus als gäbe es keinen Verschluss, da dieser sich elegant versteckt. Der Verschluss lässt sich super easy öffnen und schließen und im Gegensatz zu vielen anderen Metallgliederbändern hat das Huawei Armband mir noch kein einziges Haar eingeklemmt. Inzwischen nutze ich nur noch das Metallband, dieses gehört aber eigentlich zur Elite Edition der Uhr und wird bei der Sportversion leider nicht mitgeliefert.
An der Watch GT2 können aber problemlos alle 22mm Standardbänder verwendet werden.
Die Rückseite der Uhr beherbergt den Herzfrequenzsensor und die beiden magnetischen Kontakte für die verpolungssichere Ladeschale.
Allgemein wirkt die Huawei Watch GT2 hochwertig, durchdacht und sehr ordentlich verarbeitet, etwas anderes hätte ich von Huawei aber auch nicht erwartet.
Display/Bedienung
Das AMOLED Display der Watch GT 2 ist State of the Art und lässt keine Wünsche offen. Bei einer Diagonale von 1,39 Zoll bietet das Display eine Auflösung von 454×454 Pixel, das entspricht 326 Pixel pro Zoll und bietet damit absolut scharfe Kanten. Auch die Helligkeit kann sich absolut sehen lassen, das Display lässt sich auch bei direkter Sonneneinstrahlung noch gut ablesen.
Die Uhr bietet auch einen „Always On“ Modus, damit die Uhrzeit jederzeit ohne Verzögerung abgelesen werden kann. Dieser Modus verkürzt die Akkulaufzeit um ca. die Hälfte. Da das Feature „Handgelenk zum Aktivieren des Bildschirms anheben“ allerdings bereits sehr ausgereift ist, halte ich persönlich den Always On Modus für unsinnig. Hebt man den Arm und schaut auf die Uhr aktiviert sich das Display nämlich super schnell und zuverlässig.
Befindet man sich auf dem Startbildschirm (Watchface/Uhr) gelangt man mit einem Wisch nach unten zu den Schnelleinstellungen und mit einem Wisch nach oben zu den Benachrichtigungen. Durch Swipen nach links oder rechts erreicht man die Herzfrequenz, den Musikplayer, die Wetterinfos, den Schrittzähler und den Stresslevel.
Ein Druck auf den oberen Knopf wechselt in Hauptmenü der Uhr und bei erneutem Druck wieder zum Startbildschirm. Der untere Knopf ist frei belegbar.
Durch das logisch aufgebaute Menü bewegt man sich durch Swipen und Tippen, wie vom Handy gewohnt. Der Aufbau und die Bezeichnungen der Menüeinträge sind logisch gewählt und alle Funktionen sind schnell zugänglich.
Funktionen
Uhr
In erster Linie sollte eine Uhr natürlich die Uhrzeit anzeigen. So ist es natürlich klar, das die Watch GT 2 die Standardfunktionen einer Uhr mitbringt. Für mich gehören dazu Uhrzeit, Datum, Wecker, Timer und Stopuhr. In welcher Form die Uhrzeit oder das Datum angezeigt wird und ob analog oder digital entscheidet man durch die Auswahl des Watchfaces. Die weiteren Funktionen sind leicht in der ersten Ebene des Menüs zu finden und absolut selbsterklärend.
Herzfrequenzmessung
Die Herzfrequenzmessung am Handgelenk gilt bereits seit einigen Jahren als Standardfunktion von Sportuhren und Fitnesstrackern und auch vor dieser Ära war die Nutzung von Brustgurten zur Herzfrequenzmessung für viele Sportler essentiell um effektiv zu trainieren.
Das man eine Herzfrequenz haben muss ist mir natürlich klar :-), diesen Faktor irgendwie aktiv in mein Training einzubinden oder das Training sogar davon abhängig zu machen war aber noch nie mein Ding. Zu oft passte meine subjektive Anstrengung einfach nicht zur Herzfrequenz, es bringt mir nichts wenn ich am Limit bin obwohl laut Herzfrequenz noch deutlich mehr drin wäre und auch mein Wohlfühltempo ist nicht an einer bestimmten Herzfrequenz fest zu machen.
Auch wenn ich die Herzfrequenz nicht in mein Training einbeziehe, nutze ich sie dennoch des öfteren als informativen Wert zwischendurch oder bei bestimmten Aktivitäten und verschiedenen Anstrengungsleveln.
Dieses Feature ist für mich absolut kein Kaufkriterium aber wenn es die Funktion gibt dann sollte sie natürlich auch funktionieren. Ein Problem bei mir ist das ich meine Uhr immer am liebsten direkt vorne am Handgelenk trage, was nicht gerade eine gute Position zur Messung ist und auch von keinem Hersteller empfohlen wird. Die ideale Position ist, wenn die Uhr nicht zu locker, ca. 2-3 Finger breit weiter oben hinter dem Handgelenk sitzt. Dazu kommt noch das auch starke Behaarung, Kälte oder Schmutz auf dem Sensor die Messung beeinträchtigen können.
Die aktuellen Sensoren für die Herzfrequenzmessung sind inzwischen sehr ausgereift und liefern bei richtiger Anwendung relativ zuverlässige Werte.
Zum Testen der Genauigkeit nutzte ich die gute Alte „Finger auf den Hals“ Methode und zählte dann die Schläge innerhalb einer bestimmten Zeitspanne, vorausgesetzt man hat den Puls am Hals einmal ordentlich gefunden ist diese Methode wirklich zuverlässig. Die Huawei Watch lag hier im Ruhebreich max. 2 Schläge daneben, bei Werten über 130 konnte die Abweichung sich bei mir auf bis zu 6 Schläge erhöhen, immer noch ein Wert mit dem man gut arbeiten kann.
Watchfaces
Watchfaces gehören inzwischen fast zu jeder Smartwatch und sind für viele Nutzer ein wichtiges Feature.
Momentan bietet Huawei in der Helath App 30 verschiedene Watchfaces mit analogen und digitalen Zifferblättern an, welche innerhalb weniger Sekunden auf der Uhr installiert werden können.
Nach einigem Ausprobieren und Abwägen der Alltagstauglichkeit ist das Watchface „Mechanical“ (siehe Bild rechts) meine Favorit. Damit habe ich die wichtigsten Daten ohne SchnickSchnack genau so im Blick wie ich mir das vorstelle.
Aktuell ist es zwar noch nicht möglich die Watchfaces wirklich zu individualisieren und diese auf der Uhr zu installieren, dieses Feature ist jedoch in der chinesichen Beta Version der Helath App bereits vorhanden und ich gehe davon aus das es in nächster Zeit per Update auch zu uns kommt. Spätestens dann wird die Zahl der verfügbaren Watchfaces wohl explodieren.
Was bereits jetzt geht ist ein eigenes Bild aus der Galerie oder von der Kamera als Hintergrund zu setzen, weitere Optionen sind dann lediglich die Position der Uhr (oben oder unten) und ein paar Farb- und Schriftvarianten. Normale Bilder passen meist eher wenig, man könnte sich aber zumindest mit Photoshop ein schönes Ziffernblatt basteln was auch die vorgegebene Position der Uhrzeit berücksichtigt und damit bestimmt ein gutes Ergebnis erzielen.
Benachrichtigungen
Bei bestehender Bluetoothverbindung zum Handy kann die Watch GT 2 die Benachrichtigungen von Apps, Termine oder eingehende Anrufe anzeigen und auf Wunsch auch per Vibration oder Klingelton auf neue Meldungen aufmerksam machen.
Die entsprechenden Apps von denen man Benachrichtigungen erhalten möchte müssen dazu einfach in der Huawei Health App aktiviert werden.
Ich persönlich bräuchte die Benachrichtigungen nicht unbedingt, kann mir aber vorstellen das die Funktion in bestimmten Situationen nützlich sein kann. Auf jeden Fall funktionierten die Benachrichtigungen beim Test so wie sie sollen. Anrufe oder Nachrichten werden praktisch ohne Verzögerung auf der Uhr angezeigt. Den Kritikpunkt das lange Nachrichten evtl. abgeschnitten werden und das man auf die Nachrichten nicht antworten kann, finde ich persönlich etwas unsinnig, denn ich besitze auch eine Android Uhr und auf einer Mini Uhrentastatur zu schreiben macht wirklich keinen Spaß und auch Romane lese ich deutlich lieber auf dem Handy als auf der Uhr.
Musiksteuerung / Player
Viele Smartwatches oder Sportuhren bieten die Möglichkeit den Musikplayer auf dem Handy zu steuern, das kann natürlich sinnvoll sein wenn das Handy in irgendeiner Tasche oder im Rucksack ist. Wer beim Laufen aber ohne Handy unterwegs sein möchte, muss dann auch auf Musik verzichten. Mit der Huawei Watch GT 2 ist man dank integriertem Speicher und Musikplayer deutlich unabhängiger. Per Health App kann die eigenen Musik auf die Uhr übertragen werden, die Übertragung erfolgt dabei mit Bluetooth und dauert natürlich ein wenig. Da der Speicher mit ca. 2GB aber ebenfalls sehr begrenzt ist, ist die Übertragungsgeschwindigkeit zu verschmerzen. Für ein paar Stunden ist man mit 2GB Musik oder Podcast im MP3 oder AAC Format aber locker versorgt. Ausgedrückt in einzelnen Songs passen ca. 300-500 Songs (je nach Format und Bitrate) auf die Uhr.
Die Wiedergabe erfolgt wahlweise direkt über den internen Lautsprecher oder einen gekoppelten Bluetooth Kopfhörer.
Da man während einer Trainingseineit nicht mehr auf den Mediaplayer zugreifen kann um einen anderen Titel auszuwählen, macht es Sinn sich vorher mit Hilfe der App Playlisten anzulegen und die vor der Trainingsaufzeichnung zu starten.
Die Audioqualität ist, vorausgestzt man nutzt ordentliches Ausgangmaterial und gescheite Kopfhörer, dank des neuen Bluetooth 5.1 Moduls und der Audiverarbeitungseinheit des Kirin A1 Chipsatzes wirklich gut. Das komplette Frequenzspektrum wird sauber abgebildet und der Dynamikumfang ist sehr hoch. Auf individuelle Klangeinstellungen durch Equalizer oder sonstiges muss man auf der Uhr allerdings verzichten.
Handy suchen
Eine kleine aber manchmal wirklich nützliche Funktion, für die ich das ein oder andere mal bereits wirklich dankbar war ist „Telefon suchen“. Damit lässt die GT 2, bei bestehender Bluetoothverbindung einfach nur das Handy klingeln und das auch wenn das Handy eigentlich auf lautlos gestellt ist. Wenn das Handy und Bluetooth also angeschaltet ist und man langsam durch die Wohnung geht, wird es irgendwann, irgendwo anfangen zu klingeln :-).
Sportmodi
Die Watch GT 2 ist für mich eigentlich keine reinrassige Sportuhr sondern eher eine Smartwatch oder eine stylische Uhr. Im Gegensatz zu den Suunto oder Garmin Uhren wird der Fokus beim Marketing auch nicht nur auf das Thema Sport reduziert, natürlich auch um so eine noch breitere Zielgruppe anzusprechen.
Dennoch bietet die Huawei Uhr dank GPS, Herzfrequenzmesung, Kompass, Barometer, Health App, vordefinierten Sportmodi und sogar Trainingsplänen für Läufer alles was die super teuren Sportuhren bieten.
Die Watch GT 2 bietet 15 vordefinierte Sportmodi für gängige Aktivitäten wie Laufen, Trail, Schwimmen, Wandern, Radfahren aber auch Triathlon oder freies Training. Speziell für Läufer gibt es zusätzlich noch 13 Trainingspläne für Anfänger und Fortgeschrittene.
Wer möchte kann auch vor einem Training eigene Ziele in Form von Distanz oder Zeit definieren. Bei erreichen bestimmter Leistungen erhält man direkt auf der Uhr Medaillen welche später auch in der App sichtbar sind, eine nette und optisch schöne kleine Spielerei zur Motivation.
Die gesammelten Werte werden auf der Uhr gespeichert und können jederzeit eingesehen werden, zusätzlich werden die Daten zur App übertragen und dort logisch und übersichtlich dargestellt.
In Puncto Sporttracking ist die Watch GT 2 also gut aufgestellt und dürfte kaum einen Sportler etwas vermissen lassen.
Wasserdichtheit
Wie bereits bei der Amazfit GTS sind auch die Angaben von Huawei zur Wasserdichtheit etwas irreführend oder einfach falsch.
Huawei bewirbt die Watch GT 2 mit Aussagen wie „Herzfrequenzüberwachung beim Schwimmen“ oder „Dank der Wasserdichte (bis zu 50 Meter)“ und dementsprechend sind auch die Sportmodi Schwimmen und Triathlon sind in der Uhr integriert.
Theorie: Das Problem ist wieder die Aussage „wasserdicht bis zu 5 ATM“ – „Dank der Wasserdichte (bis zu 50 Meter)“, denn 5 ATM bedeutet laut Definition lediglich das die Uhr einer Wassersäule von ca. 50m standhält, was bedeutet das sie zum Duschen geeignet ist.
Erst ab dem Standard 10 ATM (100m Wassersäule) sind Uhren zum Schwimmen geeignet und das die Uhr auch dem Tauchen in geringen Tiefen standhält garantiert sogar erst der Standard 20 ATM (200m Wassersäule).
Praxis: Was bedeutet das nun für uns als Nutzer in der Praxis? Bei Herstellerangaben sollte man eigentlich am Besten von der schlechtesten Aussage ausgehen. Wenn ich jetzt mit der Uhr schwimme und sie geht kaputt könnte sich der Hersteller auf die Angabe „5 ATM“ berufen und eine Reparatur oder einen Austausch evtl. verweigern.
Wahrscheinlicher würde die Uhr natürlich auf Kulanz getauscht werden, das Risiko es zu Probieren trägt aber jeder selbst.
Ich persönlich war mit der Uhr sehr häufig duschen und baden, aber nur einmal schwimmen. Dabei bin ich auch bis zum Beckengrund getaucht (ca.4m) was der Uhr glücklicherweise nicht geschadet hat.
Einer Tauchtiefe von 50m hält die Uhr sehr wahrscheinlich nicht stand, allerdings gibt es auch keine normalen Schwimmbecken die so tief sind und das Schwimmen oder Tauchen in Salzwasser sollte sowieso am Besten komplett vermieden werden.
Huawei Health App
Wie viele andere Smartwatches ist auch die Wath GT 2 ohne Handy und ohne die entsprechende App nutzbar, dabei sind die Möglichkeiten der Uhr jedoch sehr begrenzt und viel Potenzial wird einfach verschwendet. Der Standard wird für die meisten Käufer der also wohl die Nutzung der Uhr und der Huawei Health App sein.
Die App ist durchdacht, intuitiv und macht ihre Sache gut. Nach dem Koppeln der Uhr werden evtl. vorhandenen Firmware Aktualisierungen angeboten und die Uhr kann aktualisiert werden. Die App verwaltet die grundsätzlichen Einstellungen der Uhr, die Watchfaces, Trainingseinstellungen und Statistiken und wird auch zur Übertragung der Musik genutzt.
Alle Funktionen sind leicht verständlich und gut erreichbar und es gibt „fast“ keinen Grund zur Kritik.
Mit „fast“ keinen Grund zur Kritik meine ich es gibt leider genau einen großen Kritikpunkt und dieser wird von sehr vielen Nutzern bemängelt. Es gibt nämlich weder eine Strava Integration noch eine GPX Exportfunktion, damit können die Trainingsaufzeichnungen nicht in Strava oder andere Anwendungen übertragen werden und man ist gezwungen die Huawei Health App zu nutzen.
Auch wenn die Huawei Health App die Daten ordentlich auswertet und übersichtlich darstellt, möchten trotzdem viele Sportler, wie auch ich, lieber ihre bisherige Sportapp weiternutzen und bei sehr, sehr vielen Sportlern ist diese App eben Strava, weshalb man Strava auch in die Health App integrieren sollte.
Es ist jedoch aufgrund der großen Nachfrage nicht ausgeschlossen das Huawei eine Strava Integration oder eine GPX Eportfunktion per Update nachliefern wird.
Akku / Laufzeit
Gibt es etwas nervigeres als Geräte die mehr Zeit am Ladegerät verbringen als im Einsatz? Dieses Problem will Huawei bei der Watch GT 2 nicht ignoriert sondern behoben haben. Huawei gibt in der Werbung an „läuft 2 Wochen“, „Revolutionäres Ernergiekonzept“ oder auch „setzt neue Standards bei der Akkulaufzeit. Revolution halte ich zwar für übertrieben, denn auch andere Uhren, wie z.B. die Amazfit GTS laufen 2 Wochen, trotzdem ist die Akkulaufzeit wirklich sehr gut.
Wer jetzt aber denkt die Angabe 2 Wochen bezieht sich auf ein unrealistisches Szenario ohne GPS, Bluetooth und Displaybeleuchtung, der liegt falsch. Die Huawei Angabe bezieht sich auf eine durchschnittliche, realistische Nutzung mit Herzfrequenzmessung, Sporttracking, Benachrichtigungen, Musikwiedergabe, Anrufen und 200 Bildschirmaktivierungen pro Tag. Bei mir hielt der 455mAh große Akku ziemlich genau 12 Tage durch. Dabei nutzte ich aber auch alle 2 Tage das GPS für die Trainingsaufzeichnung, eine ständige Bluetoothverbindung und ständige Herzfrequenzmessung. Auch schaut man gerade am Anfang sehr häufig und lange auf die Uhr oder spielt einfach daran herum, weil es einfach Spaß macht auf die Uhr zu schauen. Bei Nutzung des Always On Displays soll sich die Laufzeit laut Huawei ungefähr halbieren, was ich allerdings nicht ausprobiert habe.
Wer auf die Nutzung von Herzfrequenzmessung, GPS und Bluetooth verzichtet, kann die Laufzeit bestimmt noch deutlich über die 2 Wochen hinaus verlängern.
Mit dieser Akkulaufzeit kann man wirklich mehr als zufrieden sein, genauso wie auch mit dem Ladevorgang. Zum Laden legt man die Uhr einfach auf die magnetische Ladeschale, diese wird per USB-C Kabel am Besten an ein Schnelladenetzsteckergerät (nicht im Lieferumfang, Standard bei den meisten modernen Handys) angeschlossen und lädt den Akku dann innerhalb von nur 30min. halb und in 1 Stunde 10 min. komplett auf. Auf jeden Fall ein beeindruckendes Lade-/Nutzungsverhältnis.
GPS
Vorwort: Für mich als Läufer ist das GPS eine der wichtigsten Funktionen, denn damit kann ich meine Läufe auch ohne Handy aufzeichnen.
Oft trennt sich genau hier aber auch die Spreu vom Weizen, nur ganz wenige Uhren in der Preisklasse um 100€ besitzen überhaupt ein eigenes GPS Modul und selbst viele der Module in der 200€ Preisklasse sind einfach extrem schlecht, brauchen ewig lang für einen Fix (Erstkontakt zum GPS Satellit) oder das Signal bricht ständig ab.
Die Gründe für solche Probleme können sehr vielfältig sein und müssen gar nicht durch das eigentliche GPS Modul verursacht werden, eine schlechte Software oder eine ungünstige Lage der GPS Antenne im Gehäuse reichen dafür bereits aus.
Die Watch GT 2 nutzt neben GPS auch GLONASS, was im Prinzip die russische Version von GPS ist, dadurch erhöht sich theoretisch die Chance schnell eine zuverlässige Verbindung zu einem Satelliten zu bekommen. Diese Kombination nutzen heutzutage praktisch alle GPS Geräte und dennoch scheint das alleine nicht immer für gute Ergebnisse zu reichen, denn trotz beider Techniken patzen einige Geräte in dieser Disziplin.
Das Huawei jedoch ein Produkt auf den Markt wirft bei dem Grund zur Kritik am GPS besteht war von vorne herein nicht zu erwarten.
Im Gegensatz zum GPS Modul in der Amazfit GTS, welches deutlich länger für einen Fix brauchte, steht die Verbindung zum Satellit bei der Watch GT 2 genau so schnell wie bei meinem Honor 20. Meist sind es lächerliche 1-3 Sekunden bis die Verbindung zum Satelliten steht.
Die Verbindung bleibt jederzeit absolut stabil, egal ob es durch dichte Wälder oder unter Brücken hindurch geht, es gibt keinerlei Ausreißer bei der Aufzeichnung.
Dank des eingebauten Barometers wird nicht nur die Streckenlänge wirklich genau und zuverlässig gemessen sondern auch die absolvierten Höhenmeter.
Mikrofon/Lautsprecher
Die Watch GT2 besitzt sowohl ein Mikrofon als auch einen Lautsprecher, damit kann man auch ohne Kopfhörer Musik hören oder die Uhr zum Freisprechen nutzen. Die Leistung des Lautsprechers liegt in etwa auf dem Niveau eines durchschnittlichen Smartphone Lautsprechers, die Lautstärke ist
OK, Bässe sind natürlich eher nicht vorhanden. Das Mikrofon macht einen sehr guten Job, die Sprache ist beim Gegenüber sauber und deutlich zu hören.
Ob Mikrofon und Lautsprecher jetzt ein echter Mehrwert sind, darüber lässt sich streiten.
Ich persönlich nutze weder Lautsprecher noch Mikrofon, ok, den Klingelton finde ich manchmal sinnvoll.
Die Uhr zum Freisprechen zu nutzen könnte ich mir aber absolut vorstellen, wenn ich nicht generell eher ein Freisprech Skeptiker oder besser Verweigerer wäre :-).
Gallerie
Zubehör im Netz
Obwohl die Huawei Watch GT2 noch recht aktuell ist, gibt es im Netz schon eine ordentliche Auswahl an Zubehör. Besonders in den chinesischen Shops wie Gearbest oder Banggood bekommt man schon für ein paar Euro verschiedenste Bänder, Schutzhüllen oder Displayfolien.
Hier mal eine kleine Auswahl an Zubehör:
Alternative zur Huawei Watch GT2
Für viele Produkte auf dem Markt gibt es vergleichbare Alternativen und das ist auch bei der Huawei Watch GT2 so, allerdings gibt es hier eine Besonderheit. Während die meisten Uhren mit ähnlichem Funktionsumfang meist deutlich teurer sind oder deutlich anders aussehen, hat die Watch GT2 eine Alternative welche man auch als die „kleine Schwester“ bezeichnen könnte. Zum Huawei Konzern gehört nämlich auch die Firma Honor, welche ebenfalls Smartphones und Smartwatches anbietet und auch in Deutschland immer beliebter wird. Ich nutze übrigens auch ein Honor 20 Smartphone.
Während Honor oft als die „Billigmarke“ von Huawei bezeichnet wird, da die Produkte auch wirklich meist deutlich günstiger sind, darf man nicht vergessen das die Technik aus dem gleichen Haus kommt.
So gibt es mit der Honor Watch Magic 2 eine Uhr die beinahe komplett baugleich mit der Watch GT2 ist und auch das gleiche Betriebssystem nutzt.
Die einzigen Unterschiede der beiden Geräte:
Die UVP der Huawei beträgt 229€ während die Watch Magic 2 breits für UVP 179€ erhältlich ist, das sind immerhin ganze 50€ Unterschied.
Die Knöpfe der Honor Watch sehen zwar so aus wie bei der Huawei Watch, sind allerdings nicht aus Metall und ein Knopf besitzt rote Akzente.
Der auffälligste Unterschied ist das Displayglas, welches bei der Honor Watch nicht so gebogen ist und nicht bis über die Lünette zum Rand reicht, dadurch sieht die Huawei Watch GT2 bei genauerem Hinsehen etwas edler und wertiger aus. Auf dem Uhrenband steht der Name des Herstellers, also entweder Huawei oder Honor, das Gleiche gilt für die Verpackung.
Alle anderen optischen und technischen Eigenschaften sind absolut identisch.
Huawei Watch GT 2
Honor Watch Magic 2
Handy Screenshots
Fazit
Das die Huawei Watch GT 2 wenig Ansatzpunkte für Kritik oder Verbesserungen liefern würde, da war ich mir eigentlich schon vor dem Test relativ sicher.
Die Huawei Uhr hat sich den Platz an meinem Handgelenk schnell gesichert und repräsentiert für mich optisch und technisch „fast“ genau meine Vorstellung einer perfekten Uhr.
Ja, nur „fast“, denn wie auch vielen anderen Nutzern der Watch GT 2 fehlt mir die Strava Integration oder zumindest die Möglichkeit die Trainingsdaten als GPX Datei zu exportieren. Obwohl die Huawei Health App nicht schlecht ist und mir alle Daten liefert die ich brauche, würde ich doch gerne Strava weiter nutzen. Evtl. ist Strava in China nicht so populär und verbreitet wie in Deutschland oder Huawei und Strava sind sich nicht einig geworden, es gibt viele Möglichkeiten warum die Integration fehlt, warum jedoch die GPX Exportfunktion in der Health App fehlt ist mir nicht so ganz klar, denn diese wäre mit wenig Aufwand zu integrieren. Es gibt inzwischen auch bereits eine Petition für die Strava Integration, ich hoffe allerdings das Huawei wenigstens die Exportfunktion zeitnah in die App integriert.
So, das Thema Kritik und Verbesserungsmöglichkeiten ist damit auch schon abgehandelt, kommen wir nun zu den Dingen die mir an der Watch GT 2 gut gefallen.
Optisch ist die Uhr genau mein Ding, das 46mm große, runde Metallgehäuse wirkt hochwertig und ist einwandfrei verarbeitet (die 42mm Variante gefällt mir persönlich übrigens nicht so gut).
Das 1,39 Zoll große AMOLED Display löst hoch auf und ist ordentlich hell. Geschützt wird das Display durch ein abgerundetes 3.5D Glas, welches bis zum Rand des Gehäuses reicht, auf die Verwendung von Gorilla oder Dragontrail Glass wurde hier jedoch verzichtet.
Die beiden relativ großen Metallknöpfe passen optisch super zur Uhr und haben einen guten Druckpunkt ohne Spiel.
Das angenehme Silikonband, lässt sich nicht nur durch die Huawei eigenen Leder-/ oder Metallbänder, sondern auch gegen alle anderen 22mm Bänder tauschen. Besonders das Metallarmband hat es mir aber wirklich angetan, leider gehört dieses nicht zur Sportedition der Uhr.
Die Einrichtung und Bedienung der Uhr ist ebenso intuitiv wie die Bedienung der Huawei Health App mit der man die Einstellungen der Uhr, die Trainingsdaten, Statistiken und Watchfaces verwaltet.
Die Genauigkeit der Sensoren hinterlässt durchweg einen super Eindruck. Nicht nur der brandneue Blutooth Sensor macht einen guten Job. Die Herzfrequenzmesung reagiert zwar nicht blitzschnell auf Änderungen, allerdings ist dies bei fast allen Konkurrenten ebenso. Barometer, Kompass und auch der Beschleunigungssensor liefern ebenfalls solide Ergebnisse auf hohem Niveau.
Der wichtigste Sensor für mich ist das GPS und hier überzeugt die Watch GT 2 auf ganzer Linie. Den Fix, also die erste Verbindung zu einem Satelliten meistert die Uhr innerhalb weniger Sekunden, die Genauigkeit ist einwandfrei und die Verbindung bleibt auch in dichten Wäldern oder bei schwierigen Wetterverhältnissen immer stabil.
Nicht zu vernachlässigen ist die Akkulaufzeit, welche Huawei mit 2 Wochen angibt. Und tatsächlich sind diese 2 Wochen auch in der Praxis ohne viel Einschränkungen zu erreichen. Wer möchte das dass Display immer beleuchtet ist muss sich mit einer Woche Laufzeit begnügen. Die Ladezeit kann sich mit gerade einmal knapp über einer Stunde auch absolut sehen lassen.
Die UVP von 229€ für die Sport Edition und 279€ für die Titan Edition (mit Metallarmband) sind eine echte Kampfansage an Garmin, Suunto und Co.. Im Netz ist die Uhr außerdem bereits ab ca. 180€ erhältlich und damit eine echte Kaufempfehlung für praktisch alle Sportler oder Menschen die einfach nur eine stylische Smartwatch suchen.
Huawei Watch GT2
ab ca. 180€Stärken
- sehr coole Optik
- gute Verarbeitung
- helles, scharfes AMOLED Display
- schnelles, zuverlässiges GPS
- interner Speicher und Musikplayer
- lange Akkulaufzeit / kurze Ladezeiten
- sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
- wechselbare Armbänder
Schwächen
- kein GPX Datenexport
- keine Strava Anbindung
- keine zusätzlichen Apps/Funktionen installierbar