Dieses Mal im Test, die selbst tönende Multisportbrille Rush des französichen Traditionsherstellers Julbo.
Julbo dürfte den meisten Sportlern wohl ein Begriff sein, der Fokus der Marke liegt auf der Produktion hochwertiger Helme, Skibrillen und Sportbrillen.
Die erste Brille fertigte der Firmengründer bereits 1888 im Auftrag von Kristallsuchern aus Chamonix, die um den Schutz ihrer Augen besorgt waren an.
Julbo hatte also mehr als 130 Jahre Zeit die Rush zu entwickeln, mal schauen was die Brille so alles kann.

[WERBUNG] Die Rush Brille wurde mir als Produkt Scout von  Outside-Stories.de zur Verfügung gestellt [WERBUNG]
Dieser Bericht spiegelt dennoch nur meine persönliche, unabhängige Meinung und Erfahrung wieder und wird weder vom Hersteller noch von Outside-Stories.de beeinflusst. Bilderquelle teilweise: julbo.com

Testfacts

Tester: Patrick Salm

Hersteller: Julbo (zur Webseite)

Modell: Rush

Kategorie: Multisport-Sonnenbrille

Technologien: 3D Fit Nose, Asian Fit, Bügel Flex 3, Full Venting, Grip Nose, Grip Tech, Panoramasicht, Total Cover

Schutzstufen: S0-S3 (12%-87%) (Straßenverkehrstauglich) 

Größe: One Size

Gewicht: 38 gr.

Farbe: Fluo Orange / Schwarz

Preis: UVP Testmodell 209,95€, je nach Farbe/Glas Kombination ab 119,95€

Vorwort

meine Meinung zu Sonnenbrillen

Immer noch denken viele Sonnenbrillen wären einfach nur stylische Accessoires und unterschätzen die Vorteile einer guten Sonnenbrille.
Bevor ich das erste mal eine „gute“ Sonnenbrille an hatte versuchte ich in der Regel auch beim Sport auf eine Brille zu verzichten und nutzte stattdessen eher Schirmmützen. Das Gefühl mit einer schlecht sitzenden Brille auf der Nase war einfach ungewohnt und störte mich mehr als die blendende Sonne.
Seit ich allerdings das erste mal eine etwas „ordentlichere“ Brille an hatte, habe ich meine Meinung zu Sonnenbrillen komplett geändert.
Nicht nur das eine Sonnenbrille mit UV400 Filter die Augen optimal vor Schäden durch UV Strahlung schützen, viel wichtiger ist das man mit Brille einfach viel entspannter ist und das meine ich wirklich wörtlich.
Ob das ständige zu kneifen der Augen wirklich, wie oft vermutet zur Faltenbildung beiträgt ist mir nicht bekannt, klar ist aber, das dauernde verkrampfen der Gesichtsmuskeln hat Auswirkungen auf die Schulter- und Nackenmuskulatur und das wiederum kann zu Verspannungen oder auch einem veränderten Laufstil führen.
Ein weiterer Vorteil und der Grund warum ich in der Regel auch ohne Sonnenschein eine Brille beim Radfahren oder während der Pollenzeit 
nutze, ist der Schutz der Augen vor Fremdkörpern, wie Dreck oder Mücken.

Zusammengefasst also:

PRO:

  • Schutz vor UV Strahlung
  • kein Blenden
  • kein zusammen kneifen der Augen
  • keine Verspannungen der Gesichts-/Nackenmuskulatur
  • Schutz vor Fremdkörpern
  • Schutz vor Zugluft

KONTRA:

  • eingeschränktes Sichtfeld
  • verdunklung
  • veränderte Farben
  • Druck an Nase und/oder Ohren
  • unsicherer Sitz
  • verzerrte Sicht am Rand

Die meisten dieser Punkte treten vor Allem bei sehr günstigen „NoName“ Brillen auf

Optik/Haptik

Die Rush sieht aus wie eine reinrassige Sportbrille und weniger wie eine Brille für die Freizeit. Julbo ordnet sie in die Kategorien MTB und Trail Running.
Brillen mit großer Einzelscheibe sind optisch eigentlich nicht mein Fall und passen auch nicht wirklich zu mir und meinem Gesicht, die Konstruktion macht aber natürlich absolut Sinn und sorgt für ein großes ungetrübtes Sichtfeld und viel Schutz.
Das es sich bei der Julbo Brille nicht um ein günstiges Einsteigermodell handelt bemerkt man sofort. Trotz dem lächerlichen Gewicht von 38g wirkt die Rush stabil und robust, Bügel und Nasenpad sind ordentlich verschraubt und nichts wackelt.

Julbo bietet die Rush aktuell in 6 Variationen an und mind. eine weitere ist bereits angekündigt.
Die Brille gibt es mit 8 verschiedenen Scheiben, darunter 4 selbsttönende Reactive Scheiben.
Der Rahmen ist bis auf die Farbe bei allen Modellen natürlich gleich, preislich startet die Rush bei 119,95€, die Preise steigen je hochwertiger die Scheibe ist. Meine Testbrille mit Reactive Scheibe der Schutzklassen 0-3 (fast klar – sehr dunkel) ist mit 209,95€ das Spitzenmodell.
Zum Lieferumfang gehören ein mittelhartes Brillencase und ein Stoffsäckchen, was in dieser Preisklasse auch absoluter Mindeststandard ist.

Reactiv - Selbsttönung

Julbo Rush Multi SportbrilleSelbsttönende Sonnenbrillen vergleiche ich gerne mit Autos mit Automatikgetriebe, beide werden oft von Menschen kritisiert, die sie bisher noch gar nicht ausprobiert haben. Das weiß ich weil auch ich einer dieser Kritiker war :-). Seit ich das erste mal mit Automatikgetriebe gefahren bin und mit einer selbsttönenden Brille gelaufen bin, gibt es für mich eigentlich nichts besseres. Auch wenn ich als Läufer nicht gerade faul bin, befasse ich mich nicht gerne mit unsinnigen Dingen und dazu gehört auch das Schalten oder das Tauschen der Brille bzw. Brillenscheiben.
Natürlich gibt man bei automatisierten Vorgängen neben der Arbeit immer auch ein kleines Stück Entscheidungsfreiheit auf, für mich überwiegen aber dennoch die Vorteile.

Die bekannten Hersteller selbsttönender Brillen vermarkten ihre Scheiben natürlich mit prägnanten Namen. Was bei Alpina „Varioflex“ bei Uvex „Variomatic“ und bei Adidas „Vario“ genannt wird, nennt Julbo „Reactiv“.

Die Tönungstechnologien der unterschiedlichen Hersteller basieren dabei technisch auf dem gleichen Prinzip, der Unterschied liegt jedoch in der Geschwindigkeit und der Intensität der Tönung. Manche Scheiben besitzen nur einen relativ geringen Tönungsbereich über eine oder zwei Schutzklassen, die Tönung von Schutzklasse 0-3 beherschen meist nur die Premiummodelle. Die Scheibe meiner Testbrille tönt über 3 Schutzklassen, die Lichtdurchlässigkeit liegt dabei zwischen 12%-87%.

Der Tönungsvorgang der Reactiv Scheibe läuft so geschmeidig ab, das es einem überhaupt nicht auffällt. Die Sicht bzw. die Lichtverhältnisse bleiben hinter der Scheibe immer angenehm, egal ob man in der prallen Sonne oder im dunklen Wald unterwegs ist.
Reactiv in Verbindung mit der großen, verzerrungsfreien Scheibe lässt einen die Brille einfach komplett vergessen. Die Farben und der Kontrast bleiben stets absolut neutral und werden nicht verfälscht.

Beschlagschutz - Belüftung

Mit die wichtigste Eigenschaft einer guten Brille ist der Beschlagschutz, denn was nützt mir die teuerste Brille wenn ich nichts durch die Scheibe sehe. Um Beschlag auf der Scheibe zu verhindern gibt es grundsätzlich nur eine Möglichkeit, Belüftung. Die zusätzlichen Oberflächenbehandlungen durch Öl, Wachs oder auch verschiedene Oberflächenstrukturen dienen nämlich hauptsächlich dazu den Beschlag schnell wieder von der Scheibe los zu werden.
Bei normalen Tätigkeiten wird man im Sommer auch bei günstigen Sonnenbrillen selten ein Problem mit beschlagenen Scheiben oder Gläsern bekommen, wodurch viele schönwetter Sonnenbrillenträger dieses Phänomen wahrscheinlich gar nicht kennen.

Wird der Temperaturunterschied zwischen Außenluft und Atemluft größer und die Luftfeuchtigkeit höher steigt auch die Gefahr das die Brille beschlägt. Läuft man im Winter beispielsweise einen Berg hoch und hat ein Multifunktionstuch bis über die Nase gezogen, strömt die warme Atemluft unter der Brille durch und der Temperaturunterschied zur Brillenoberfläche und die Luftfeuchtigkeit ist ziemlich groß, theoretisch beschlägt dabei jede Scheibe egal womit sie behandelt ist.
Durch eine gute Belüftung kann dieser Effekt jedoch auf ein Minimum reduziert werden.

Aus diesem Grund besitzt auch ein Großteil der hochwertigen Sportbrillen Lüftungslöcher oder Schlitze zwischen Rahmen und Scheibe damit die Luft zirkulieren kann (siehe Bild rechts).

 

Julbo geht bei der Rush mit „Full Venting“ noch einen Schritt weiter und belüftet die Scheibe beinahe rundum, zumindest so viel das die Stabilität nicht beeinflusst wird (siehe Bilder links). Eine Maßnahme die optisch nicht unbedingt direkt auffällt, die Wirkung ist aber beeindruckend.
Während meines Tests ist die Rush nicht einmal auch nur ein bisschen beschlagen. Auch die Situation bei starker Anstrengung mit Tuch vor der Nase  meistert die Brille ohne Probleme.
Dabei war die Außentemperatur mit ca. 10°C zwar noch nicht besonders kalt, aber ich bin mir ziemlich sicher das die Rush auch bei 0°C wenig anders reagiert.

Weitere Extras

Neben der groß beworbenen Reactiv Selbsttönung besitzt die Julbo Rush natürlich auch noch ein paar andere Standardfunktionen mit eigenen Namen.

 

  • 3D Fit Nose : Die in alle Richtungen anpassbaren Nasenauflagen garantieren eine perfekte Passform der Brille für jeden Nasentyp und sorgen für einen sicheren Halt in jeder Situation.
  • Asian fit : Die Form der Fassung ist auf eine asiatische Gesichtsmorphologie zugeschnitten.
  • Bügel Flex 3 : Bügel mit Bügeleinlage 3-fach anpassbar (seitlich, vertikal und in der Länge) in 3 verschiedenen Anpassbereichen (Schläfen, Wölbung, Ohrenbereich) Perfekter Halt und Tragekomfort dank grenzenlosem Anpassvermögen und Kompatibilität mit allen marktgängigen
  • Full Venting : Besonders gut belüftete Brillenstruktur, die dafür sorgt, dass die Luft stets frei zirkulieren kann und somit das Beschlagen der Gläser verhindert.
  • Grip Nose : Weiches, stoßfestes und rutschsicheres Nasensteg-Insert.
  • Grip Tech : Exklusiver komfortabler Softwerkstoff auf den Bügeln, der nicht an den Haaren klebt und nicht nur absoluten Tragekomfort bietet, sondern auch für sicheren Sitz sorgt.
  • Panoramasicht : Großflächige Gläser für ein maximales Sichtfeld.
  • Total Cover : Optimaler Schutz vor Sonneneinstrahlung unter extremsten Bedingungen.

Gallerie

Fazit

Passt die Julbo Rush zu mir und meinem Gesicht, absolut nicht, ist die Rush eine gute empfehlenswerte Brille, absolut. Ich hatte es vor meinem Test bereits befürchtet, das die Rush wie auch z.B. die Alpina S-Way nicht zu den Brillen gehört die meinem Gesicht schmeicheln :-). Die Brille jetzt danach zu bewerten wäre natürlich ziemlich unsinnig und auch unfair, denn bis auf die Inkompatibilität mit meinem Gesicht, liefert Julbo hier eine Top Sportbrille ohne Schwächen. Für die Freizeit gefallen mir Brillen mit 2 eher ovalen Scheiben einfach besser, aber die Sicht durch eine große Einscheibenbrille ohne Einschränkung des Sichtfelds ist schon etwas ganz anderes.
Die Rush ist leicht, sehr gut verarbeitet und sitzt, dank der guten Anpassbarkeit des Nasenpads und der Bügel sehr bequem.
Die Reactiv Selbsttönung kann mit ihrem breiten Tönungsbereich von fast klar bis sehr dunkel ebenfalls voll überzeugen und ist bei jedem Wetter einsetzbar. Die Tönung und Aufhellung läuft unbemerkt und schön geschmeidig ab.
„Full Venting“ sorgt für die beste Belüftung die ich bisher bei einer Brille gesehen habe und in Kombination mit der „AntiFog“ Behandlung der Scheibe ist eine beschlagfreie Sicht jederzeit gewährleistet. Die Brille ist auch bei Regen gut nutzbar, Tropfen perlen entweder direkt ab oder werden vom Wind sofort verdrängt.
Das große Sichtfeld ist bis hin zu den Rändern frei von Verzerrungen und die Farben bleiben unverfälscht.
Die Optik der Rush kann einem gefallen oder auch nicht, technisch ist die Brille auf jeden Fall ausgereift und ein Spitzenprodukt zum Laufen, Radfahren und bestimmt auch für viele andere Aktivitäten.

Für mich als allein verdienender Familienvater und bestimmt auch für viele von euch, sind über 200€ für eine Brille auszugeben schon ziemlich krass. Auf der anderen Seite ist die Rush ihr Geld aber auch wert und die Preise der Spitzenmodelle anderer Markenhersteller liegen auf dem gleichen Niveau. Verglichen mit Laufschuhen, die meist bereits nach einigen Monaten wieder entsorgt werden sind 200€ eigentlich gar nicht sooo viel Geld, denn die Brille kann bei guter Pflege unzählige Jahre überstehen.

Julbo Rush

ab 119€
9.3

OPTIK/STYLE

9.0/10

SELBSTTÖNUNG

9.2/10

VERZERRUNGSFREIHEIT

9.6/10

BESCHLAGSCHUTZ/BELÜFTUNG

9.6/10

SITZ/KOMFORT

9.2/10

PREIS-/LEISTUNG

9.0/10

Stärken

  • sehr gute Verarbeitung
  • großer Tönungsbereich
  • sehr gute Belüftung
  • guter, sicherer Sitz
  • gute Anpassbarkeit
  • klare, verzerrungsfreie Sicht bis zu den Rändern

Schwächen

  • recht hoher Preis