Der Ribelle Run Kalibra G ist, zumindest optisch, wahrscheinlich der „extremste“ Trailschuh den ich bisher im Test hatte.
Scarpa ist bereits seit vielen Jahren ein sehr etablierter italienischer Hersteller und bekannt für seine hochwertigen Bergsportprodukte zum Wandern, Bergsteigen, Klettern, Trailrunning und Skisport.
Der Kalibra G ist mein zweites Scarpa Produkt und teilt sich die Basis mit dem von mir vor über einem Jahr getesteten Ribelle Run.
Mal schauen ob der Kalibra G auf dem Trail überzeugen kann und für wen sich ein solcher Schuh überhaupt lohnt.
Testfacts
Tester: Patrick Salm
Testzeitraum: ca. 3 Wochen
Hersteller: Scarpa
Modell: Ribelle Run Kalibra G (GTX)
Kategorie: Trailrunning, Neutral, Kurz-/Mittel-/Langdistanz, Kälte, Schnee, Schlamm
Technologien: EXO, PRESA, POLARTEC WINDBLOC, ORTHOLITE, BOA Wrap360 mit Li2 Dial
Farbe: schwarz/blau
Sprengung: 4mm (Ferse 24.5 mm / Vorfuß 20.5 mm)
Gewicht: 370g (bei Größe 42)
Preis: 249,95€
Scarpa Ribelle Run Kalibra G Trailschuh im Test – PSBLOG
RIBELLE RUN KALIBRA GTX
Für extreme Bedingungen auf den Trails
Der RIBELLE RUN KALIBRA G ist ein Trailrunningschuh für extreme Bedingungen und mixed Terrain, wenn Kälte, Schnee und Schlamm mehr Schutz und Zuverlässigkeit erfordern. Dieses Modell eignet sich für Läufer, die Schuhe für Mittelstreckentraining und Rennen in den Wintermonaten oder im Sommer auf weicherem, technischerem Berggelände benötigen. Die wichtigste Innovation dieses Schuhs ist das Wrap360 Schnürsystem, das in Zusammenarbeit mit BOA® entwickelt wurde und eine vollständige Umhüllung des Fußes ermöglicht.
HIGHLIGHTS
- Warme und trockene Füße auch bei extremer Kälte
- Veränderbare Passform
- Leichtgewicht
KALIBRA GAMASCHEDie Gamasche besteht aus einer Polyurethan-Membran von Polartec® Windbloc®, die mit einem wasserabweisenden Reißverschluss und einem Klettverschluss geschlossen wird, um den Schutz vor Wind, Regen und Kälte zu maximieren.
Das innere Obermaterial, in dem sich das Schnürsystem befindet, besteht aus leichtem und atmungsaktivem Mesh, das durch eine Mikrofaserstruktur und eine TPU-Folie verstärkt wird. Mit TPU-Rand versehen, der den gesamten Schuh umhüllt und schützt.
Das Wrap360 Schnürsystem wurde zusammen mit BOA® entwickelt und ermöglicht eine vollständige Umhüllung des Fußes ohne jegliche Druckstellen. Das Herzstück dieses Systems ist das BOA® Fit System mit dem Li2-Dial, das eine präzise, mikroverstellbare Passform in beide Richtungen bietet und die Stabilität und Kontrolle in technischem Gelände verbessert.
PRESA® TRN-04 ist eine Sohle für technische Pfade, auf denen Grip und Präzision von entscheidender Bedeutung sind. 5 mm tiefe Stollen, die für maximale Leistung auf Schnee und Matsch entwickelt wurden, sind der wichtigste Aspekt des Sohlendesigns. Die Sohlenmischung ist SUPERGUM W, die im Winter sehr leistungsfähig ist und Grip auf vereistem Terrain und Schnee garantiert.
Optik/Haptik
Wie immer zuerst die Anmerkung, Optik und Gefallen sind Geschmacksache und rein subjektiv. Optisch fand ich den herkömmlichen Ribelle Run ja wirklich gelungen und einen echt schönen Schuh. Der Kalibra G sieht natürlich etwas gewöhnungsbedürftig aus und wirkt auf den ersten Blick eher nicht wie ein Laufschuh, dennoch finde ich ihn für diese Art von Schuh ziemlich modern und clean designt.
Scarpa bietet den Schuh sowohl für Damen als auch für Herren nur in einer Farbkombination an, welche ich aber echt schick finde. Unter der perfekt integrierten Gamasche aus Polartecs Windbloc Material sitzt bis auf die BOA Schnürung im Prinzip ein „normaler“ Ribelle Run. Ganz ehrlich gesagt fehlen mir zur Beschreibung des Kalibra G ein wenig die Worte, wobei ich aber auch selten Produkte sehe welche so wenige Worte benötigen und einfach direkt eine gewisse Art von Perfektion ausstrahlen.
Die Verarbeitung des Ribelle Run Kalibra G ist erstklassig, die Klebestellen sind super sauber ausgeführt (nein, das ist auch in der Premiumklasse nicht immer der Fall) und der Reißverschluss ist ordentlich verschweißt . Die Materialien machen alle einen hochwertigen Eindruck und die Gesamtkomposition wirkt sehr stimmig und robust.
Ribelle Run Kalibra G
"normaler" Ribelle Run
Direkte Konkurrenten
Für alle die den Scarpa als sehr exotischen Schuh ansehen, hier mal 2 direkte Konkurrenten an denen man sieht, das das Schuhkonzept anscheinend gar nicht so exotisch ist.
La Sportiva Cyklon Cross
Salomon S/Lab Xa Alpine 2
Laufen mit dem Scarpa Ribelle Run Kalibra G
Vor dem Lauf muss man den Schuh natürlich zuerst einmal anziehen :-). Beim Kalibra gestaltet sich das natürlich nicht ganz so leicht wie beim Run, dennoch ist die Öffnung des Einstiegsbereichs weit genug um relativ einfach hinein zu rutschen. Im Inneren des Schuhs ist es ausreichend geräumig, es gibt auch für breitere Füße genügend Platz und die Zehen können bequem bewegt werden. Ich persönlich mag eigentlich die ganz engen Schuhe lieber, aber der Ribelle Run ist nicht zu weit oder zu breit sondern einfach nur etwas geräumiger als eine Socke :-). Nach dem hinein schlüpfen schließt man den Reißverschluss der Gamasche und schnürt den Schuh.
Was mir nach den ersten Metern im Schuh direkt sehr gut gefällt ist die Dämpfung bzw. der Komfort. Der Ribelle Run Kalibra ist etwas softer als viele meiner anderen Trailschuhe und ich hoffe das dies auf weicheren Böden kein Nachteil ist, auf Asphalt ist es auf jeden Fall sehr angenehm und dennoch agil genug. Der Abrollvorgang läuft geschmeidig, der Vorfuß lässt sich gut flexen und der Laufstil wird nicht beeinflusst. Trotz der geringen Sprengung lässt der Ribelle Run Kalibra sich auf auf der Ferse laufen ohne einen anderen Aufsatz zu provozieren, allerdings macht er natürlich auf dem Mittelfuß oder dem Vorfuß deutlich mehr Spaß. Durch das relativ geringe Gewicht für einen solchen Schuh in Kombination mit der geringen Sprengung von 4mm und dem guten Abrollverhalten macht den Ribelle Run agiler, als ich es gedacht hätte. Auch auf den Trails und sogar auf weichen Untergründen bleibt das Laufverhalten ziemlich unverändert. Entgegen meinen Befürchtungen ist die Rückmeldung vom Untergrund trotz der ausgeprägten Dämpfung jederzeit deutlich spürbar und der Schuh wirkt nie schwammig. Der Grip der Presa Außensohle kann ebenfalls überzeugen und schafft relativ schnell vertrauen und eine gute Rückmeldung darüber was machbar ist und wie viel Grip noch zur Verfügung steht. Mit glatten, nassen Belägen hat die Sohle dabei genau so wenig Probleme wie mit trockenen und nassen Trails, Wiesen oder Schotterwegen. Wird der Untergrund zu matschig lässt der Grip zwar schnell nach, das ist aber aufgrund der kleinen Stollen ganz normal. Sehr gut ist auch das selbst schwerer, klebriger Schlamm die Sohle nicht zusetzt und auch Steine keine Chance haben sich irgendwie fest zu klammern.
Laut Scarpa ist der Schuh für Kurz-, Mitteldistanzen und Skyrunning einsetzbar und das ist nach mehreren Läufen auch mein Eindruck. Ich bin natürlich kein Skyrace damit gelaufen, aber ich habe einige kurze Tempoläufe, einige 15-20km Läufe und einige Läufe von über 3 Stunden gemacht und fühlte mich jederzeit wohl und gut beschuht. Auch Zuhause hatte ich nach einem Lauf nie das Bedürfnis die Schuhe schnell aus zu ziehen.
Das BOA Schnellschnürsystem
Scarpa spendiert dem Kalibra G ein Schnürsystem von BOA. BOA fertigt diese Schnellschnürsysteme schon seit über 20 Jahren und hat bereits für bzw. mit unzähligen namhaften Herstellern zusammengearbeitet. Dabei werden die BOA Systeme aber nicht nur bei Laufschuhen verwendet, sondern kommen auch bei Radschuhen, Tennisschuhen, Arbeitsschuhen, Golfschuhen, Ski- und Snowboardschuhen oder auch bei Bandagen und Orthesen vom Einsatz.
Ich persönlich bin absoluter Fan des Systems und kann außer evtl. den zusätzlichen Kosten keinen vernünftigen Grund nennen warum dieses System nicht bereits alle herkömmlichen Schnürungen ersetzt hat.
Natürlich ist der Erfolg einer Schnürung auch von der individuellen Passform des Schuhs, der Anatomie des Fußes und der Anzahl und Position der Zugpunkte abhängig, was so viel bedeutet wie „was nicht passt, wir auch durch die beste Schnürung nicht passend gemacht“ .
Im Vergleich zu einer herkömmlichen Schnürung oder auch einem herkömmlichen Schnellschnürsystem, wie es z.B. beim normalen Ribelle Run zum Einsatz kommt bietet das BOA System gleich mehrere unbestreitbare Vorteile.
Die Geschwindigkeit ist wahrscheinlich der offensichtlichste Punkt, wie schnell der Schuh auf und zu und auf und zu ist ist jedes Mal aufs Neue einfach beeindruckend.
Auch Schleifen die sich von selbst lösen und evtl. sogar einen Sturz nach sich ziehen gehören ebenso der Vergangenheit an wie unlösbare Doppelknoten.
Wer so schmale Füße hat wie ich kennt außerdem den Stress mit überlangen Schnürsenkeln die nach dem engen zusammen ziehen der Schnürung übrig bleiben und irgendwo verstaut werden müssen, beim BOA System gibt es auch dieses Problem nicht.
Noch ein großer Vorteil gegenüber manch anderer Schnürungen, ich sage bewusst manch anderer Schnürungen, da das Problem bei weitem nicht bei allen Schuhen auftritt, ist die gleichmäßige Anpassung des Drucks auf den Fuß. Besonders bei Schnürungen mit herkömmlichen Löchern anstatt von Schlaufen oder sehr rauen Schnürsenkeln kann man nicht einfach an den Enden ziehen und darauf hoffen das sich die Schnürung gleichmäßig bis nach unten zuzieht, sondern man muss an mehreren Stellen ansetzen und immer wieder nachjustieren. Beim BOA System kommen glatte Schnüre, ähnlich einer Angelschnur, zum Einsatz, die super leicht durch die Schlaufen gleiten und den Druck über die gesamte Länge der Schnürung absolut gleichmäßig verteilen.
Dämpfung
Die Dämpfung ist bei Trailschuhen in der Regel nicht ganz so wichtig als bei Straßenschuhen, denn die Böden sind abseits der Straße weicher und Dämpfung verringert immer etwas den Bodenkontakt bzw. die Rückmeldung vom Untergrund. Bei Door-to-Trail Läufern, wie mir, die fast immer auch einen hohen Asphaltanteil in ihren Läufen haben ist etwas mehr Dämpfung aber manchmal auch angenehm.
Die Dämpfung des Ribelle Run hat mir bereits nach den ersten sehr gut gefallen und das hat sich auch nicht geändert. Dämpfung und Bodenkontakt sind immer ein Kompromiss, denn maximalen Bodenkontakt und Rückmeldung gibt es nur Barfuß, aber ich finde den Kompromiss beim Ribelle Run sehr gelungen und passend für meinen Geschmack und meinen Einsatzbereich. Auch wenn einige Trailschuhe wie z.B. der Mizuno Hayate oder der Adidas Terrex Speed Ultra einen Tick direkter und näher am Boden sind, sind sie aber auch deutlich weniger komfortabel und fester.
Das Dämpfungsmaterial des Ribelle Run ist, wie bei fast allen Laufschuhen, ein angepasstes EVA Material (Ethylenvinylacetat) welches dem aktuellen technischen Stand entspricht. Das gilt natürlich auch für den Rebound, also die Rückstellkräfte, ein Energieverlust beim Aufkommen bzw. beim Abdruck ist praktisch nicht spürbar.
Grip
Der Erfolg eines Trailschuhs steht und fällt mit dem Grip. Genau aus diesem Grund setzen viele Schuhhersteller auf die Erfahrung spezialisierter Gripprofis wie Vibram, Michelin oder Continental. Scarpa hat sich dazu entschieden die Sohle in selbst zu entwickeln, dadurch werden natürlich Kosten gespart, aber auch das Risiko erhöht, das der Grip evtl. schlechter ist als bei der Konkurrenz.
Das auch Scarpa bereits einiges an Erfahrung hat und genau weiß wie man guten Grip produziert merkt man relativ schnell. Bei mir Zuhause bekomme ich oft einen ersten Eindruck über den Grip wenn es geregnet hat und ich gehe durch den Hausflur. Auf den glatten, nassen Fliesen haben einige Schuhe bereits vor dem ersten Lauf kläglich versagt. Beim Ribelle Run hatte ich schon hier ein gutes Gefühl, denn der Schuh zeigte sich von dem glatten Belag ziemlich unbeeindruckt. Das änderte sich auch während meiner ganzen Testläufe nicht und die Scarpa Sohle blieb jederzeit souverän Herr der Dinge. Auf welchem Untergrund man jetzt unterwegs ist, ist der Presa Sohle ziemlich egal, Weinbergswege, Schotter, Trails, Waldwege, Wiesen, Schiefer oder Kopfsteinpflaster, nass oder trocken, spielt keine Rolle, auf den Grip kann man sich verlassen, das Niveau entspricht dem was man von den besten Vibram Megagrip oder Continental Sohlen gewohnt ist. Will man den Ribelle Run an seine Grenzen bringen, hilft weicher, tiefer Schlamm, denn dafür sind die relativ kleinen Stollen der Sohle nicht geschaffen und hier fühlen sie sich auch nicht wohl. Dennoch kann die Sohle auch einen Schlammpunkt einsammeln, denn sie bietet dem Dreck keine Chance sich fest zu setzten, was übrigens auch für Steinchen gilt.
Trotz des guten Grips scheint die Gummimischung nicht übermäßig weich zu sein. Da ich den normalen Ribelle Run ja schon seit einem Jahr besitze und bereits viel damit gelaufen bin, kann ich der Sohle eine ordentliche Haltbarkeit bestätigen. Die Laufleistung der Sohle, ohne dabei viel Leistung oder Profil zu verlieren, würde ich deshalb auf mind. 1000km+ schätzen, natürlich immer abhängig vom Laufstil und Gewicht des Läufers.
Der „Grip Index“ ist ein Versuch von mir die Grip Level bei Trailschuhen besser vergleichen zu können. Er findet sich bei allen meiner neueren Trailschuhbeiträge
Protektion
Bei einem Gewicht um die 370g inkl. einer dicken Gamasche, ist klar das Scarpa sich beim Einbau von zusätzlichen Protektionselementen eher zurück gehalten hat. Für mich erfüllt der Schuh aber alle meine Anforderungen um meine Füße zu schützen und mehr würde ich auch nicht einbauen. Meines Wissens nach ist im Sohlenaufbau kein zusätzlicher Durchtrittschutz in Form einer Karbon- oder Kunststoffplatte verbaut, während meiner Läufe hat sich aber nie irgendetwas durch den Schuh gedrückt. Spitze Steine, Wurzeln oder sonstiges sind zwar spürbar, schmerzhaft wird es an der Fußsohle aber nie.
Die Zehen und das Material des Schuhs an den Zehen schützt Scarpa recht ordentlich, denn unter dem sichtbaren schwarzen Overlay aus einem Velour ähnlichem Material sitzt noch mindestens ein weiteres steifes Overlay. Damit sind die Zehen genügend vor leichten bis mittelstarken Anstößen gegen Wurzeln oder Steine geschützt.
Die Gamasche kann man durchaus auch als zusätzliches Schutzelement bezeichnen. Die Wahrscheinlichkeit das sich Steinchen in den Schuh verirren sinkt praktisch genauso gegen null wie das sich z.B. ein Stock in den Schnürsenkeln verfängt.
Alles in Allem fühlen sich die Füße im Ribelle Run Kalibra G wirklich gut aufgehoben und sicher.
Nässeschutz/Atmungsaktivität
Der Schuh wird offiziell als Ribelle Run Kalibra G vertrieben, während er auf der Herstellerwebseite jedoch auch als Kalibra GTX bezeichnet wird. Einen Hinweis auf die Verwendung einer Gore Tex Membran, welche typischerweise mit dem Kürzel GTX in Verbindung steht konnte ich jedoch nicht finden.
Stattdessen verwendet Scarpa für den Wetterschutz die Windbloc Membran von Polartec. Diese Membran ist, wie der Name es schon sagt, zwar warm und winddicht, aber offiziell nicht wasserdicht, sondern lediglich wasserabweisend.
Was mich hierbei etwas irritiert hat war zum einen, das wenn schon eine Membran verbaut wird, warum dann nicht gleich eine wasserdichte und zum anderen das wenn der Schuh nicht wasserdicht ist, warum verbaut man dann so einen hochwertigen verschweißten Reißverschluss.
Nach einigen Einsätzen im strömenden Regen bin ich eigentlich der Meinung das man die Gamasche als wasserdicht bezeichnen könnte, aber es wohl einen Grund gibt warum es nicht getan wird. Auch wenn Bisher meine Füße bisher auch bei sehr vielen Pfützen immer trocken blieben, kann ich leider nicht sagen ob diese Eigenschaft auch auf Dauer so bleibt oder ob eine evtl. Imprägnierung sich mit der Zeit abnutzt oder wie hoch die Wassersäule des Materials ist.
Vielseitiger als man denkt
Wer, so wie auch ich, beim ersten Anblick des Schuhs nur daran denkt, dass man den Ribelle Run Kalibra nur im Gebirge bei Eis und Schnee einsetzen kann, urteilt evtl. etwas vorschnell.
Mal ganz ehrlich, gegen warme trockene Füße gibt es wohl kaum Gegenargumente und einen Schuh wie den Kalibra im Regal zu haben ist bei so vielen Gelegenheiten einfach sehr cool.
Man kann den Schuh nicht nur super als Winterwanderschuh nutzen, sondern auch für alle anderen Outdooraktivitäten bei denen man warme trockene Füße haben möchte ohne dabei auf Komfort zu verzichten.
In der Kälte und im Regen ein Fußballspiel, ein Konzert oder einen Fastnachtsumzug schauen wird für mich wohl nie wieder so unangenehm wie ohne den Kalibra.
Zusätzlich ist der Kalibra G übrigens auch zu meinem Regenradschuh geworden, denn während meine Regenhose und meine verschiedenen GTX Schuhe zwar absolut wasserdicht sind, war der Übergang zwischen Hose und den flachen Schuhen immer eine Schwachstelle. Jetzt geht die Hose bequem weit genug über die Gamasche, sodass das Wasser von der Regenhose einfach ablaufen kann und auch Spritzwasser von Pfützen keine Chance mehr hat.
Gallerie
Fazit
Optisch ist der Scarpa Ribelle Run Kalibra G nicht unbedingt ein alltäglicher Schuh und ich kann jeden verstehen der sich beim ersten Anblick denkt, „wer braucht denn so einen Schuh?“, denn das war auch mein erster Gedanke.
Im Laufe meines Tests stellte sich jedoch schnell heraus das der Schuh viel öfter als gedacht genau die richtige Wahl ist und ein paar wirklich herausragende Eigenschaften bietet.
Die Passform ist mir ja bereits vom normalen Ribelle Run bekannt und nicht so eng wie ich es eigentlich am liebsten mag, bietet dafür aber auch Platz für etwas breitere Füße und auch die Zehen lassen sich im Schuh noch etwas bewegen.
Das Schnellschnürsystem des Ribelle Run hat mir schon recht gut gefallen und ist deutlich effektiver als herkömmliche Schnürungen, aber das BOA System des Kalibra G ist einfach genial. Nicht nur das sich keine andere Schnürung so leicht und schnell öffnen und schließen lässt, auch der Druck wird jedes Mal aufs neue perfekt gleichmäßig verteilt. Zusätzlich lässt sich das System bequem mit einer Hand bzw. mit 2 Fingern bedienen und auch dicke Handschuhe sind dabei kein Problem.
Auch die Dämpfung und der Komfort des Kalibra G gefallen mir sehr gut. Der Schuh läuft sich neutral, rollt sauber und provoziert keinen bestimmten Laufstil. Damit ist der Ribelle Run für Fersenläufer, Mitelfußläufer und Vorfußläufer unabhängig von der Geschwindigkeit geeignet und kann durchaus als guter Allrounder mit sehr breitem Einsatzspektrum bezeichnet werden.
Das etwas höhere Gewicht im Vergleich zu manch anderen Schuhen ist dabei deutlich weniger spürbar als erwartet und der Scarpa wirkt keineswegs steif oder träge.
Beim Grip kann der Ribelle Run ebenfalls überzeugen und ist beinahe auf dem Niveau der Besten Vibram Sohlen. Vom glatten Schiefer oder Kopfsteinpflaster über Trails, Wiesen oder Weinbergswege bietet der Schuh jederzeit Traktion auf die man sich verlassen kann. Das Profil bietet keine Chance für klemmende Steinchen und setzt sich auch auf lehmigen Böden nicht zu. Im tiefen Schlamm fühlen sich die kleinen Stollen der Sohle dagegen nicht so besonders wohl.
Der Wetterschutz des Kalibra G ist bedeutend besser als bei normalen GTX Schuhen. Die Konstruktion des Oberschuhs mit integrierter Gamasche aus Polartec Windbloc Material hält die Füße jederzeit schön warm und trocken und verhindert zusätzlich auch noch das Fremdkörper in den Schuh eindringen. Der vorhandene Reißverschluss ist sauber verschweißt und somit keine Schwachstelle.
Die UVP von 249€ liegt natürlich konstruktionsbedingt eher im obersten Preissegment von Trailschuhen. Meiner Meinung nach ist der Preis allerdings gerechtfertigt, denn man bekommt viel Schuh und viel Leistung für sein Geld und auch die Konkurrenzprodukte liegen in dieser Preisklasse.
Die Verarbeitung ist einwandfrei und die Materialien wirken alle samt sehr hochwertig und robust.
Scarpa hat mit dem Kalibra G einen Schuh entwickelt, den ich auch „normalo“ Waldläufern (wie ich einer bin) weiterempfehlen kann, weil er praktisch keine Schwächen hat.