Dieses Mal im Test, der Hierro v6 von New Balance.
Nachdem ich die letzten Versionen des Schuhs übersprungen habe, bin ich jetzt sehr gespannt was New Balance seit der ersten Version des Hierro 2015 so alles verändert hat.
Testfacts
Tester: Patrick Salm
Testzeitraum: ca. 3 Wochen
Modell: Hierro v6
Kategorie: Trail
Technologien: FreshFoam, Toe Protect, Vibram Megagrip
Farbe: gelb (Sulphur yellow with norway spruce)
Sprengung: 8mm
Gewicht: 358g (bei Größe 45)
Preis: UVP 139,90€
New Balance Hierro v6 Trailschuh im Test – PSBLOG
Herstellerbeschreibung/Infos
Nimm deine Kilometer auf der Trailroute in unserem robusten Fresh Foam Hierro v6 in Angriff. Dieser Herren-Laufschuh verfügt über eine leichte Fresh-Foam-Mittelsohle, die auf unebenem Gelände eine sanfte Landung gewährleistet. Die bewährte Vibram®-Außensohle sorgt für Bodenhaftung und ist besonders strapazierfähig. Im Obermaterial sind an den entscheidenden Stellen TPU-Fasern eingearbeitet, die die Struktur dieses Herrenschuhs verstärken und den Schutz erhöhen. Laser-Perforationen liefern die Atmungsaktivität dazu.
- Fresh Foam-Mittelsohlendämpfung ist gezielt auf ein ultra-gefedertes, leichtes Laufgefühl ausgelegt
- Synthetik/Mesh-Obermaterial mit punktuell eingearbeiteten TPU-Fasern für bessere Stützung und Schutz an den beanspruchten Zonen
- Atmungsaktiv dank Laser-Perforationen
- Bootie-Konstruktion des Obermaterial umschließt die Ferse für eine feste, Halt gebende Passform
- Toe Protect-Technologie schützt die Füße vor Steinen, Wurzeln und Geröll
- Vibram®-Außensohle für überragenden Grip. Vibram® ist eine eingetragene Marke von Vibram S.p.A. Alle Rechte vorbehalten.
- 8 mm Sprengung: Aufgrund von Abweichungen, die während der Entwicklungs- und Fertigungsprozesse entstehen, sind alle Verweise bezüglich 8 mm Sprengung nur ungefähre Angaben
- Schnürverschluss
Optik/Haptik
Hier wie immer wieder zuerst der Hinweis, Geschmack liegt im Auge des Betrachters und deshalb völlig subjektiv.
Das New Balance Designteam hat meist ähnliche Vorstellungen von gut aussehenden Schuhe wie ich. Auch beim Hierro habe ich optisch nichts zu bemängeln. Der Schuh sieht einfach modern und stylisch aus ohne dabei zu dick aufzutragen. Zugegeben, die Farbe meines Testschuhs ist für den Einsatzzweck nicht gerade praktisch, aber dafür macht der Hierro auch als Freizeitsneaker eine gute Figur. Für alle die lieber etwas Schmutzunempfindlichere Farben nutzen bietet New Balance den Schuh aber auch in einigen Grautönen und als schwarze GTX Version an.
Das große N und die markante Struktur der Mittelsohle verraten den Hierro direkt als New Balance der Fresh Foam Serie und der seitliche Vibram Schriftzug macht direkt klar das es sich hier um einen Trailschuh der Premiumklasse handelt.
Der Hierro setzt komplett auf ein „klassisches“ Konzept. Klassisch bedeutet für mich, eine herkömmliche Schnürung inkl. der zusätzlichen oberen Löcher für eine Fersenhalt-/Marathonschnürung, eine herkömmliche Zunge und einen herkömmlichen gut gepolsterten Einstiegs-/Fersen-/Knöchelbereich.
Ein Merkmal welches einem als etwas ungewöhnlich auffällt, ist die ausgestellte Ferse, die nicht nur deutlich über die Ferse hinaus nach hinten ragt, sondern auch noch durch die überstehende Außensohle verlängert wird. Über Sinn und Zweck dieser Konstruktion komme ich nachher nochmal zurück.
Der komplette Schuh macht einen sehr guten, robusten Eindruck und ist hervorragend verarbeitet. Das Obermaterial sieht zwar elegant und fein aus, fühlt sich aber so an als würde es deutlich mehr aushalten als z.B. das luftige Obermaterial des 1080. Besonderheit des gelben Modells ist die verstärkte Zehenkappe, denn im Gegensatz zu allen anderen Farbvarianten ist das Overlay hier nicht farblich abgesetzt sondern in Schuhfarbe und damit praktisch „unsichtbar“.
Bei der Passform würde ich den Hierro als „Mittel“ und absolut Massentauglich bezeichnen. Der Schuh ist an keiner Stelle zu eng oder drückt, bietet aber auch nirgends unnötigen Freiraum. Die Höhe und Breite der Zehenbox engt die Zehen nicht ein, die Bewegungsfreiheit bleibt aber dennoch auf ein Minimum beschränkt.
Die Schnürung setzt die Zugpunkte an den richtigen Stellen ein, funktioniert einwandfrei und lässt einen den Schuh perfekt an den Fuß anpassen. Durch die gut gepolsterte Zunge entsteht auch bei fest geschnürten Schuhen kein unangenehmer Druck auf den Spann.
Laufen mit demHierro v6
Der Hierro gehört zu den Schuhen bei denen man bereits während der ersten Anprobe bemerkt, das er keinerlei Probleme bereiten wird und einfach das tut was er soll. Der Schuh ist an jeder Stelle genau so gefertigt das man sich wohlfühlt und der Fuß sicher an seinem Platz gehalten wird. Mit seinen 358g (bei Größe 45) ist der Hierro kein Lightweight Trainer und gehört auch nicht zu den leichtesten Schuhe seiner Klasse, aber auch eine objektive Größe wie das Gewicht kann subjektiv sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Ich finde den Hierro absolut nicht zu schwer oder schwerfällig und hatte bereits einige Trailschuhe mit weniger Gewicht an, welche sich schwerer an fühlten.
Meine ersten Laufkilometer bis zum Wechsel auf einen Wald-/ oder Weinbergsweg absolviere ich meist auf einem harten Radweg, was nicht mit jedem Trailschuh wirklich angenehm ist. Der Hierro v6 bietet hingegen genügend Komfort und Dämpfung für harte Untergründe. Besonders Fersenläufer profitieren von der üppigen Fresh Foam Mittelsohle, während der Schuh nach vorne hin deutlich straffer wird. Durch diese Konstruktion, welche inzwischen bei vielen Schuhen zum Einsatz kommt, passt der Schuh zu einer Vielzahl von Läufern, Laufstilen und Geschwindigkeiten und auch die 8mm Sprengung sind „Massenkompatibel“ und passen sehr gut zum Hierro. Durch die recht steife Mittel-/ und Außensohle lässt sich der Vorfuß zwar nicht so leicht flexen wie bei vielen Straßenmodellen, aber dennoch rollt er sauber und neutral ab ohne den persönlichen Laufstil zu beeinflussen.
Im Wald bemerkt man dann aber recht schnell das man mit einem „echten“ Trailschuh unterwegs ist. Der Hierro bietet gute Rückmeldung vom Untergrund und vermittelt sofort das Gefühl von Sicherheit und Vertrauen. Im Wald möchte ich einfach laufen und frei sein, ich möchte mir keine Gedanken machen, mich zurücknehmen oder ständig Angst vor Ausrutschern und Stürzen haben. Genau das vermittelt der Hierro, man kann ihn einfach vergessen und darauf vertrauen das er seinen Job macht. Solange der Untergrund nicht zu matschig wird, bietet die Vibram Sohle beeindruckenden Grip in allen Richtungen. Bergauf, bergab oder in Kurven, der Fuß bleibt fast immer genau da wo man ihn aufsetzt. Falls es doch mal sehr rutschig wird ist der Grip nicht plötzlich weg, es gibt einen recht breiten gut kontrollierbaren Grenzbereich, ähnlich eines driftenden Autos.
Nach inzwischen vielen Läufen auf unterschiedlichsten trockenen und nassen Untergründen, gemütlichen Touren, Tempoläufen und Intervallen sind der Hierro und ich gute Freunde geworden und ich habe jederzeit das Gefühl die richtige Schuhwahl getroffen zu haben.
Dämpfung
Die Dämpfungsarbeit wird beim Hierro vom gut bekannten Fresh Foam Mittelsohlenmaterial übernommen. Trotz der üppig anmutenden Zwischensohle fühlt sich Fresh Foam deutlich anders an als z.B. beim 1080 v11 und das ist auch gut so. Der Hierro ist zwar auch nicht unkomfortabel und kann durchaus über längere Strecken auf hartem Asphalt gelaufen werden, dennoch ist er deutlich straffer als der 1080. Der Vorteil der etwas festeren Sohle, ist die bessere Rückmeldung vom Untergrund. Die Laufcharakteristik ähnelt etwas der des 1080er, denn auch der Hierro rollt absolut neutral ab, bietet viel Komfort auf der Ferse und wirkt agiler, je weiter man den Laufstil Richtung Vorfuß verlegt.
Die Dämpfung des Hierro hat in keiner Situation Probleme damit unangenehme Stöße und Schläge bei schnellen bergab Passagen oder Sprüngen auf ein Minimum zu reduzieren. Die Dämpfung bleibt dabei agil und reaktionsfreudig, schluckt kaum merkbar Energie und passt sehr gut zum Schuh.
Grip
Eine der wichtigsten Eigenschaften eines guten Trailschuhs ist der Grip. New Balance macht hier keine Experimente, sondern setzt auf eine Megagrip Sohle der Vibram Spezialisten. Mit dieser Entscheidung macht man in der Regel nichts. Für viele Trailläufer steht und fällt eine Kaufentscheidung alleine durch das gelbe Vibram Logo. Ich hatte zwar auch schon einige recht gute selbstentwickelte Sohlen verschiedener Hersteller im Test, aber auch Einige die kaum nutzbar waren. Im Gegensatz dazu hatte ich noch nie eine Vibram Sohle im Test, welche nicht überzeugen konnte.
Natürlich ist trotzdem Vibram nicht gleich Vibram. Jeder Hersteller hat andere Vorstellungen und Anforderungen an seine Außensohlen und die entsprechenden Einsatzbereiche.
Das Profil des Hierro v6 wirkt zwar etwas eigenwillig und chaotisch, aber die Leistung passt. Die abgesetzten Stollen sind von einigen anderen Sohlen bekannt und sorgen tatsächlich für zusätzlichen Grip auf weichen oder losen Belägen. Ob bergauf, bergab oder laufen von Kurven, der Hierro sorgt nicht für plötzliche Überraschungen, sondern bleibt trittsicher mit einer sehr guten Rückmeldung und einem breiten gut einschätzbaren Grenzbereich.
Diese Eigenschaften sind unabhängig vom Untergrund, denn der Hierro meistert alle Beläge auf einem sehr starken Niveau, auch wenn es für sehr matschige Wege bessere Sohlen mit gröberen Stollen gibt.
Die Sohle sammelt übrigens auch keine Steine und die Haltbarkeit scheint ebenfalls sehr gut zu sein, da ich nach ca. 120km bisher noch praktisch keine Abnutzungen erkennen kann.
Der „Grip Index“ ist ein Versuch von mir die Grip Level bei Trailschuhen besser vergleichen zu können. Er findet sich bei allen meiner neueren Trailschuhbeiträge
Protektion
Der Schutz der Füße auf schwierigen Trails gehört ebenfalls zu den Standardaufgaben der meisten Trailschuhe. Der Hierro v6 erfüllt in Punkto Sicherheit meine Anforderungen voll und ganz. Obwohl die Zehenbox nicht so aussieht, da kein sichtbares Overlay oder eine stabile Kappe sichtbar ist, ist sie ordentlich verstärkt und schützt die Zehen bei leichten Anstößen gegen Wurzeln oder Steine absolut ausreichend.
Zusätzlich ein wichtiger Punkt ist der Schutz der, zumindest bei mir, sehr empfindlichen Fußsohlen. Hier kommt der Hierro dank der stabilen Vibram Sohle und der relativ dicken Dämpfung ohne zusätzliche Carbon oder Kunststoff Platte aus um spitze Steine oder Wurzeln am Durchdrücken zu hindern.
Nässeschutz/Atmungsaktivität
Der Nässeschutz ist ein optionales Feature vieler Trail- und Straßenschuhe und wird oft durc h eine Gore Tex Membran realisiert. Wer möchte kann auch den Hierro v6 in einer wasserdichten Version mit dem Zusatz GTX ordern, mein Testschuh bietet hingegen keinen Nässeschutz.
Kein Nässeschutz bedeutet allerdings auch ein ordentliches Plus an Atmungsaktivität. Das Obermaterial des Hierro ist deutlich dicker und robuster als bei vielen Straßenmodellen und dementsprechend nicht ganz so luftig. Bei Kälte bleiben die Füße etwas länger warm, aber Probleme mit starkem Schwitzen und feuchten Füßen gibt es trotzdem nicht.
Gallerie
Fazit
New Balance hat mich bisher noch nie enttäuscht und immer Schuhe abgeliefert an denen ich praktisch nichts kritisieren konnte und auch der Hierro v6 macht hier keine Ausnahme.
Optisch ist der Schuh mal wieder ein New Balance Produkt, welches genau meinen Geschmack trifft und unaufgeregt einfach modern und stylisch auftritt.
Die Passform ist zwar sportlich, aber engt den Fuß nicht ein. Die Schnürung hat die richtige Anzahl Zugpunkte an den richtigen Stellen und zieht den Oberschuh ohne jeglichen Druck perfekt an Fuß.
Das Abrollverhalten ist neutral und der Schuh provoziert keinen bestimmten Laufstil oder beeinflusst den eigenen Laufstil in irgendeiner Form.
Die 8mm Sprengung passen sehr gut zum Hierro, egal ob man Fersen-/ Mittelfuß-/ oder Vorfußläufer ist.
In Kombination mit der zwar komfortablen, aber agilen und in keinster Weise zu soften Fresh Foam Dämpfung, meistert der Hierro praktisch alle Geschwindigkeiten und Distanzen. Fersenläufer bekommen dabei etwas mehr Dämpfung, während der Schuh nach vorne hin etwas straffer und agiler wird.
Beim Grip stellt sich die Entscheidung für eine Vibram Sohle mal wieder als goldrichtig heraus. Klar kann New Balance auch eigene Sohlen auf hohem Niveau produzieren, aber an die Leistung dieser Vibram Sohle kam bisher noch keine von mir getestete herstellereigene Sohle heran.
Der Hierro bietet jederzeit super Grip bergauf, bergab und in Kurven. Der Untergrund spielt dabei praktisch keine Rolle, denn die Vibram Sohle meistert nasse glatte Kopfsteinpflaster oder Schiefer genau so wie Trails, Schotter oder Wiesen. Lediglich im ganz tiefen Matsch fühlt sich die Sohle nicht ganz so wohl und kann mit grobstolligeren Vertretern nicht ganz mithalten.
Das Stollendesign verhindert meist ein Zusetzen der Sohle durch Schlamm und macht es außerdem sehr unwahrscheinlich das sich Steine verklemmen. Die Abnutzung der Sohle ist trotz des extrem guten Grips nicht sehr ausgeprägt, so dass 1000+ Kilometer bei mittelschweren Neutralläufern kein Problem sein sollten.
Die UVP von 140€ ist absolut fair und gerechtfertigt. New Balance liegt mit diesem Preis im Mittelfeld in dieser Schuhkategorie und bietet dafür einen wirklich guten robusten Schuh ohne Schwächen.
Der Hierro v6 ist ein Schuh, den ich jedem Läufer ohne Einschränkungen für einen Probelauf empfehlen kann.
New Balance Fresh Foam Hierro v6
ab ca. 120€Stärken
- modernes unaufgeregtes Design
- 8mm Sprengung
- gute agile Dämpfung
- gute Passform
- hervorragender Grip auf praktisch allen Untergründen
- guter Allrounder für beinahe alle Laufstile, Distanzen und Geschwindigkeiten
- robuster Oberschuh und haltbare Sohle
Schwächen
- etwas schwach bei tiefem Matsch
- könnte etwas leichter sein