Lemfo gehört bereits seit einigen Jahren zu den bekannten Herstellern von Smartwatches aller Art in Asien.
Mit der Lem6 präsentiert der Hersteller ein neues Modell mit aktueller Hardware und vielen Sensoren.
Die Lem6 setzt im Gegenatz zu den Marken Laufuhren oder Smartwatches von Garmin, Suunto, Samsung und Co. auf ein vollwertiges Android System mit 3G Unterstützung.
Diese Art von Uhren bringen einige deutliche Vorteile, aber auch Nachteile welche ich im folgenden Bericht etwas näher erläutern möchte.
Lemfo Lem6 Android 5.1 China Smartwatch im Praxistest – PSBlog
Testfacts
Tester: Patrick Salm
Testzeitraum: seit Weihnachten 2017 täglich
Modell: Lem 6
Kategorie: Android Smartwatch
Farbe: schwarz
Preis: je nach Shop ab ca. 90€
Prozessor: Mediatek MTK6580AX Quadcore 4x 1GHz
System: Android 5.1 (vollwertig inkl. PlayStore)
Ram: 1GB
Datenspeicher: 16GB
Sensoren: Wifi, Bluetooth, Compass, GPS, 3G, Pedometer, Herzfrequenzmesser
Display: 1,4″ AMOLED, 400×400 Pixel, OneTouch
Akku: 550mAh
Bilder@banggood.com
Optik/Haptik
Bei der optischen Auswahl einer Smartwatch sollte man sich von den Produktbildern bzw. von dem gezeigten Clockskin nicht ablenken lassen, denn im Prinzip ist inzwischen von fast jedem Markenuhrenmodell ein hochwertiger Clockskin für jede Smartwatch verfügbar. Ich persönlich nutze ganz gerne den Clockskin einer Casio G-Schock mit Zusatzinformationen wie Akku und Wetter.
Die Lemfo Lem6 sieht in Real nicht ganz so elegant aus wie auf den Bildern und nicht annähernd so elegant wie z.B. die Lem5 oder Lem5 Pro. Das Gehäuse ist komplett aus schwarzem Kunststoff und relativ dick. Das Band ist ebenfalls sehr dick, dafür ist das weiche Material aber angenehm zu tragen.
Auch wenn die Uhr mit einem Metallgehäuse edler aussehen würde gibt es an der Verarbeitung überhaupt nichts auszusetzen. Die Uhr wirkt robust, das Band, der Verschluss und die Befestigung des Bandes sind solide, die Knöpfe haben einen guten Druckpunkt und nur wenig Spiel.
Einrichtung/Funktionen
Diesen Punkt könnte man an dieser Stelle eigentlich auch komplett weglassen, denn die Einrichtung nach dem ersten Einschalten der Uhr ist Android typisch und genau wie bei jedem Smartphone. Sprache Auswählen, Name eingeben, bei Bedarf Wlan und Playstore Daten eingeben, fertig.
Soll die Uhr auch als Telefon fungieren muss eine Sim Karte eingelegt werden, bei der Lem6 muss das Gehäuse dazu nicht geöffnet werden, der Einschub für die Sim Karte liegt an der oberen Seite des Gehäuses. Ich persönlich nutze die Uhr jedoch ohne Sim Karte (Sim wurde nur für einige Tests eingelegt).
Nach der kurzen Einrichtung steht ein vollwertiges Android 5.1 System zur Verfügung und nicht wie bei vielen Markenuhren von Samsung und Co. eine abgespeckte Version oder ein Android Wear System.
Warum das wichtig ist?, weil damit auf dieser Uhr theoretisch jede Android App oder Spiel benutzt werden kann. Bei einigen Apps oder Spielen kann es natürlich aufgrund des relativ kleinen, runden Displays dazu kommen das eine sinnvolle Nutzung nicht möglich ist.
Das System der Lem6 läuft sehr flüssig, Apps werden zügig gestartet und der Launcher macht einen guten Eindruck. Die Einstellungen hat Lemfo ebenfalls auf die Funktionen und das Display der Uhr angepasst.
Falls jetzt jemand denkt 1GB Ram wären evtl. etwas zu wenig oder der Prozessor wäre evtl. zu schwach darf die Displaygröße nicht außer acht lassen. Im Gegensatz zu großen FullHD Displays ist die zu berechnende Datenmenge deutlich geringer. Deshalb gilt 1GB Ram bei Smartwatches momentan zum Standard.
Die 16GB Datenspeicher reichen in der Praxis ebenfalls für viele Apps, Fotos oder Musik aus, der Speicher ist jedoch nicht erweiterbar da dieses Modell über keinen MicroSD Slot verfügt.
Root und andere Anpassungen
Das „Rooten“, also die wirklich vollständige Kontrolle über das Android System erlangen, gehört für mich einfach dazu um mein System an meine Bedürfnisse anzupassen und das Optimum an Leistung aus allen verbauten Komponenten heraus zu holen. Voraussetzung für das erfolgreiche Rooten eines Systems ist entweder die Kompatibilität mit den gängigen One-Klick-Root Tools oder das bereits ein Entwickler sich mit dem System befasst hat. Einige Systeme sind auch von Haus aus mit nur einem Klick in den entsprechenden Entwicklereinstellungen rootbar.
Das Lemfo System verfügt zum Zeitpunkt des Kaufs weder über einen Menüpunkt zum Rooten noch gibt es eine funktionierende Custom Recovery.
Nach dem ich so ziemlich alle One-Klick-Root Tools ausprobiert habe kann ich Kingo Root uneingeschränkt empfehlen. Die App rootet das System zuverlässig und setzt sich als Superuser App ein. Dabei werden keinerlei weitere Apps oder Schadprogramme mit installiert.
Absolut nicht zu empfehlen ist King Root, die App konterminiert das System mit Schadsoftware welche sich nicht mehr entfernen lässt und immer weitere Software nach installiert, zum Entfernen muss das System nochmal komplett geflasht werden.
App Empfehlungen:
Nicht nur für die Lemfo sondern für sehr viele Smartwatches sind besonders 2 Apps für mich absolute Pflicht. Zum einen ist der „Hibernation Manager“ zu nennen. Die App kann die Akkulaufzeit enorm verlängern indem z.B. die CPU Frequenz gedrosselt wird, Wifi, Bluetooth oder GPS ausgeschaltet wird oder laufende Apps automatisch beendet werden sobald das Handy gesperrt wird oder das Display sich abschaltet. Die App funktioniert auch ohne Root, allerdings können dann keine Systemapps beendet werden.
Ein weiterer Tip ist die App „Settings Search„. Bei vielen Smartwatches sind die Einstellungen angepasst oder auf ein Minimum beschränkt. Um dennoch Zugriff auf alle Android Einstellungen zu erhalten nutzt man dann einfach Settings Search, denn auch wenn die Einstellungen in der Oberfläche der Smartwatch nicht sichtbar sind, sind Sie trotzdem vorhanden und können mit Settings Search erreicht werden.
alle Android Apps nutzen
als einer der größten Vorteile von vollwertigen Android Smartwatches wird gerne der Punkt „alle Android Apps auf einer Uhr nutzen“ angeführt. Im Gegensatz zu Uhren mit hauseigenen Betriebssystemen oder Android Wear Geräten ist diese Aussage grundsätzlich auch richtig, in der Praxis ergeben sich jedoch einige Einschränkungen.
Zum einen beherrscht der Touchscreen der Uhr aufgrund seiner Größe keine Multitouch Funktion und kann nur mit einem Finger bedient werden. Zum anderen gibt es immer wieder vereinzelte Apps bei denen verschiedene Einstellungen, Menüpunkte oder Buttons sich außerhalb des runden Smartwatch Sichtfelds befinden und somit die Apps einschränken oder komplett nutzlos machen. Auch viele Spiele machen schon aufgrund der Displaygröße absolut keinen Sinn.
GPS
Besonders für uns Läufer, aber auch für viele andere Funktionen ist das GPS Modul äußerst wichtig. Leider setzt Lemfo hier auf ein Modul einer älteren Generation. Nutzt man die Uhr, so wie ich, ohne Sim-Karte und ohne gerootetes System ist die GPS Funktion der Uhr völlig nutzlos. Auch mit Zusatztools und viel Geduld konnte ich keine GPS Verbindung herstellen.
Selbst mit gerootetetem System und einigen Optimierungen der Systemdateien dauert es ewig bis die GPS Verbindung stabil steht.
Steht dem GPS Modul auch die 3G Verbindung und die optimierten Systemdateien zur Seite liegt die Geschwindigkeit und die Qualität der GPS Verbindung auf dem Niveau eines mehrere Jahre alten Handys, es ist zwar nutzbar aber Spaß macht es nicht und heute ist man einfach anderes gewöhnt.
Dieses Problem ist übrigens nicht nur spezifisch bei der Lemfo Lem6 vorhanden sondern begleitet leider sehr viele China Smartwatches.
Alternativ kann die Distanz natürlich auch mit dem integrierten Pedometer gemessen werden, die Genauigkeit liegt natürlich nicht auf dem GPS Niveau und Streckenführung oder Routen gibt es hierbei auch nicht.
Akku
Der Akku der Lem6 hat laut Datenblatt eine Kapazität von 550mAh. Das ist etwas mehr als die meisten Konkurrenten bieten, dafür ist die Uhr aber auch etwas dicker.
Nutzt man die Uhr sehr intensiv, mit 3G, Wlan, GPS und Bluetooth macht der Akku bereits nach einigen Stunden schlapp. Das Abschalten nicht genutzter Sensoren kann allerdings schon einiges an zusätzlicher Laufzeit bringen, besonders die Mobilfunk Funktionen benötigen relativ viel Akku.
Optimiert man den Verbrauch bis zum Maximum und nutzt die Smartwatch, so wie ich, hauptsächlich als Uhr und zum Musik hören kann die Uhr tatsächlich bis zu 4 Tage durchhalten.
Grundsätzlich ist die Akkulaufzeit also mit der eines durchschnittlichen Smartphones vergleichbar.
Herzfrequenzmessung
Herzfrequenzmessung am Handgelenk gehört inzwischen zum guten Ton und viele Sportler freuen sich darüber endlich auf den oft störenden Brustgurt verzichten zu können. Die Genauigkeit dieser Messungen sind aber nicht selten Gegenstand endloser Diskussionen und weichen oft auch sehr deutlich von der tatsächlichen Herzfrequenz ab. Die Ungenauigkeit ist dabei nicht selten vom Nutzer selbstgemacht. Der häufigste Fehler ist mit Sicherheit die falsche Position am Handgelenk oder eine zu locker sitzende Uhr. Positioniert man den Lemfo Sensor mit dem passenden Druck an der richtigen Stelle ist die Messung relativ schnell verfügbar und weicht auch nur wenige Schläge von der Finger-am-Hals-Messmethode ab und auch größere Frequenzsprünge oder Ausfälle bleiben aus.
Alles in Allem scheinen Sensor und Software hier nicht schlechter zu sein als bei anderen Produkten.
Wasserdicht ???
Wasserdichtheit bei Smartwatches und vor Allem bei China Smartwatches ist keine Selbstverständlichkeit. Die Lemfo Lem6 bietet eine IP67 Zertifizierung ist damit theoretisch zum Schwimmen geeignet und damit wird auch geworben.
Als Vorbereitung für diesen Test habe ich mir ausnahmsweise auch mal die beiliegenden Hinweise des Herstellers durchgelesen und bin dabei auf einen Hinweis gestoßen welcher mich irgendwie etwas stutzig gemacht hat. Laut Hersteller sollte man es nämlich vermeiden unter Wasser einen Knopf zu drücken. Da ich auch dem Sim Karten Einschub und dem Gehäuseboden keine Dichtheit zu traue habe ich die Uhr noch nie zum Schwimmen genutzt. Starker Regen oder die Dusche machen der Uhr aber keine Probleme.
die größten Probleme der Lem6 und vieler anderer China Smartwatches
die größten Probleme der Lem6 und vieler anderer China Smartwatches liegen im mehr oder weniger mangelhaften GPS, den relativ schwachen Akkus, den kleinen, runden Displays und der fehlenden Wasserdichtheit.
Wenn man einfach nur eine stylische Uhr haben möchte und eine Android Smartwatch nur wählt weil das Feature des ClockSkin Wechsel reizt, sollte man vor Allem bedenken das das man die Uhr alle paar Tage ausziehen und laden muss, was echt nervig sein kann, eine „normale“ Uhr muss dagegen nur alle paar Jahre zum Batteriewechsel.
Kleinere Einschränkungen bzw. Probleme die speziell die Lemfo Lem6 betreffen gibt es aber auch einige. Das die Uhr keinen MicroSD Karten Einschub hat kann man dank der internen 16GB Speicher gut verkraften. Was mich dagegen wirklich stört ist die feste Belegung der Uhrenknöpfe. Diese könnte man theoretisch mit der Button Remapper App neu belegen, dazu müßte man den Android Geräteadministrator aktivieren, ein Menüpunkt welcher auf dem runden Display leider nicht erreichbar ist. Eine weitere Einschränkung ist der Lemfo Launcher (also im Prinzip die komplette Benutzeroberfläche der Uhr), dieser ist zwar durchaus durchdacht und gut bedienbar, verfügt aber über keinerlei Anpassungsmöglichkeiten zur Personalisierung.
Die von Smartphones bekannten und beliebten Standardlauncher wie Nova und Co. sind nicht auf die Smartwatches angepasst und lassen sich nur sehr ineffizient nutzen. Einzige Alternative speziell für diese Art von Uhren ist der Universal Launcher, welcher jedoch etwas Einarbeitungszeit erfordert.
Gallerie
Fazit
Beim Fazit zu der Lemfo Lem6 muss man immer den Preis im Blick behalten. Für ca. 100€ bekommt man viel stylisch verpackte Technik.
Das System läuft flüssig, die meisten Apps lassen sich einwandfrei bedienen und dank Google Sprachsteuerung hat man auch auf dem kleinen Display wenig Probleme mit mit der Tipperei auf einer Mini-Tastatur. Auch Telefonate, SMS oder Whatsapp funktionieren einwandfrei. Die Klangqualität des eingebauten Lautsprechers und des Mikros gehen absolut in Ordnung aber natürlich lassen sich auch schnurlose Headsets nutzen.
Als Laufuhr ist die Lem6 aufgrund eines mangelhaften GPS Moduls nur mit Sim Karte bedingt nutzbar, ohne Sim aber komplett nutzlos.
Den Kauf der Uhr bereue ich dennoch nicht, ich nutze Sie täglich als Uhr und sehr häufig zum Musik hören.
Lemfo Lem6 Smartwatch
ab ca. 50€Stärken
- coole Optik
- Android 5.1 mit Playstore
- sehr guter Preis
- flotte Hardware
- ohne 3g im Uhrenmodus gute Akkulaufzeit
- vollwertiges Smartphone mit SIM Slot
- riesige Auswahl an Uhrendesigns
- einfach zu rooten mit KingoRoot
Schwächen
- schlechtes GPS
- nicht alle Apps aus dem Playstore funktionieren mit dem runden Display
- bei intensiver Nutzung mit 3G sehr kurze Akkulaufzeit