Dieses Mal gibt es von mir weder einen Produkttest noch einen Bericht der direkt mit dem Thema Laufen zu tun hat.
Da viele Läufer jedoch die Natur lieben und den Aufenthalt in den Wäldern genießen und das Thema Outdoor und Survival immer mehr im Trend liegt, dachte ich mir ich teile einfach mal meine Erfahrungen eines 2 tägigen Outdoor und Survival Camps im Saarland.
Testfacts
Tester: Patrick
Testzeitraum: Samstag 10:00 – Sonntag 16:00 (2 Tage, 1 Übernachtung)
Anbieter: nwwf.camp
Ort: Waldschutzgebiet Steinbachtal/Netzbachtal (nähe Saarbrücken)
Teilnehmer: 10-20 Teilnehmer
Mindestalter: 16 Jahre
Verpflegung: Vollverpflegung
Mitzubringen: Isomatte, Schlafsack, Plane (3m * 4m), Suppenteller, Becher, Besteck, scharfes feststehendes oder feststellbares Messer, Licht, leere saubere PET Flasche, Handschuhe, entsprechende witterungsangepasste (Wechsel-)Kleidung, Kopfbedeckung, Kompass, Bleistift, knöchelhohe Schuhe, Hygiene Artikel: Handtuch, Rucksack, Wechselwäsche, eigene Sachen nach Bedarf.
Preis: 179€
Outdoor Survivalcamp im Netzbachtal (nwwf.camp) – Erfahrungsbericht
Wie ich dazu kam am Outdoor u. Survival Camp teilzunehmen
Wie der Campleiter Andreas Ruthig uns berichtete bekommen Viele die Teilnahme am Camp von Familienangehörigen oder Freunden geschenkt, nachdem sie beim schauen bekannter Youtube Kanäle wie z.B. dem Kanal von Fritz Meinecke „erwischt“ wurden und was soll ich sagen, erwischt.
Denn genau das war auch bei mir der Fall. Regelmäßig bin ich zum Laufen im Wald, schaue regionale und internationale Naturdokus und habe auch die Youtube Kanäle von Fritz Meinecke, Otto, Bulletproof, Adventure Buddy, PiJey und vielen anderen abonniert.
Nachdem ich meine Frau und meine Kinder das ein oder andere Mal mit leichtem Nachdruck zum Schauen einiger Videos bewegt habe, dauerte es nicht lange bis der Gutschein zum Camp auf dem Gabentisch lag :-).
Von diesem Zeitpunkt an dauerte es noch ganze 2 Jahre bis ich mich wirklich zum Camp anmeldete und das auch nur, weil ich ansonsten den Gutschein bei My Days hätte verlängern müssen und dazu keine Lust hatte :-).
Der Campstandort
Theoretisch könnte man ein solches Trainingscamp überall durchführen, mit etwas Fantasie sogar im Stadtgebiet oder einem Industriegebiet, aber wirklich authentisch wird es natürlich erst im Wald. Der Anbieter wirbt als Campstandort mit der Steigerung von Wald, dem Urwald :-).
Urwald? In Deutschland? Im Saarland? Beim ersten Lesen lächelte ich nur kurz, da ich es für einen Marketingmove des Anbieters hielt, da ich aber sicher gehen wollte googelte ich den Standort Waldschutzgebiet Steinbachtal/Netzbachtal bei Saarbrücken und siehe da, es ist tatsächlich einer der letzten Urwälder Deutschlands.
Von Urwäldern in Deutschland habe ich zuvor noch nie gehört, aber tatsächlich handelt es sich hierbei um Waldgebiete, welche nicht bewirtschaftet werden. Es wird nichts angepflanzt, es wird kein Brennholz gewonnen und auch kein Totholz entfernt, der Wald wird sozusagen komplett sich selbst überlassen. Dieser Wald hat seinen ganz eigenen Charme und wird jeden Naturliebhaber begeistern.
Damit ist es auch klar das man nicht mit dem Auto direkt bis zum Camp fährt. Auch im Urwald gibt es zwar Wege, das sinnlose Befahren ist aber natürlich verboten und somit liegt das Camp ca. 30 Gehminuten vom letzten Parkplatz, großen Straßen und dem Lärm der Zivilisation entfernt.
Am Campstandort gibt es eine große Waldhütte mit einer Feuer-/Grillstelle. Diese Hütte wurde lediglich genutzt um die vielen riesigen Rucksäcke der Teilnehmer vom Wetter geschützt aufzubewahren.
Wie es sich für ein solches Camp gehört, gibt es keine Waschräume, kein warmes Wasser und eine „Naturtoilette“, welche lediglich aus einer großen Holzbox mit Loch und Klobrille besteht und ca. 50m von der Hütte entfernt mitten im Wald steht.
Ich persönlich fand den Standort nahe eines Bachlaufs ziemlich cool, rustikal und authentisch auch wenn es eine seltsame Erfahrung war, dass man während seines großen Geschäfts in den, durch die Led Lenser Neo 9R und die Wurkkos HD20, weit ausgeleuchteten Wald schaut :-).
Die Anbieter/Campleiter/Trainer
Obwohl Trainer/Campleiter sich und ihre Survival Skills ausgiebig vorgestellt haben, bekomme ich die ganzen Vorkenntnisse leider nicht mehr zusammen, ich glaube es fielen Worte wie Schweden, Alpen oder Kilimanjaro. Da ich allerdings bei der Aufzählung bereits ordentlich beeindruckt war und die 3 super Kompetent waren und auf jede Frage eine Antwort wussten, sind es für mich absolute Profis (Wer es genau wissen möchte sollte sich auf den entsprechenden Instagram oder Facebook Profilen schlau machen).
Alles was ich bisher im Internet gesehen oder gehört habe und vieles mehr konnten die 3 praktisch demonstrieren und super verständlich vermitteln. Einige Skills, wie z.B. der Umgang mit dem Feuerbogen von Max sind sogar wettkampftauglich, ich habe noch in keinem Video jemanden gesehen, der so schnell und zuverlässig Feuer mit dem Bogen macht.
Für mich mindestens genauso wichtig wie die reinen Skills, ist die Sympathie und das man spürt das es auch den Trainern Spaß macht.
Ich denke dass alle Teilnehmer mir hier zustimmen werden, das die Trainer einfach super sind. Alle 3 waren einfach normale, coole und gut gelaunte Typen, die interessante Storys vergangener Abenteuer auf Lager hatten und auch kleinen Scherzen oder Wortwitzen nicht abgeneigt waren.
Die Teilnehmer
Ob ein solches Camp auch wirklich Spaß macht ist nicht zu Letzt auch von den anderen Teilnehmern abhängig, ein Punkt auf den der Anbieter also eigentlich kaum einen Einfluss hat.
Vor Beginn des Camps wurde eine WhatsApp Gruppe initiiert in der sich die Teilnehmer bereits austauschen konnten. Hier wurde dann auch vereinbart das sich alle auf dem Parkplatz treffen und den gut 30 minütigen Fußweg zum Camp gemeinsam gehen um sich schon einmal etwas zu unterhalten, eine wirklich gute Idee.
Mein erster Kontakt zu anderen Teilnehmern war Oli, ein sehr offener „richtiger“ Saarländer, der wie ich zuerst auf dem falschen Parkplatz gelandet ist und mich dann, nach kurzer Rückfrage in der WhatsApp Gruppe, zum richtigen Parkplatz mitnahm und mit dem ich auch später in einer Gruppe war und in einem Shelter schlief.
Obwohl ich, im Gegensatz zu Oli, eher zurückhaltend bin und die meisten Teilnehmer in 2er – 5er Gruppen anreisten, fand ich recht schnell Anschluss und nette Gesprächspartner. Die Gruppe war anfangs deutlich größer als erwartet, ca. 30 Teilnehmer nahmen am Tagesprogramm teil, ca. die Hälfte davon verließ uns dann um 18:00. Den ein oder anderen hätte ich gerne noch im Camp behalten, da man selbst in der kurzen Zeit, z.B. bei Shelter Bau, bereits ein Gruppengefühl entwickelt hat und bei einigen war ich ehrlich gesagt gar nicht so traurig.
Im Großen und Ganzen fand ich es aber schon erstaunlich wie ein so bunt zusammen gewürfelter Haufen von Menschen locker und lustig seine Zeit verbringen kann.
Die Themen
Ich habe mir im Nachhinein nochmal Gedanken gemacht und überlegt welches Thema ich schon einmal im Internet oder TV gesehen habe das nicht im Camp besprochen oder ausprobiert wurde und dabei ist mir eigentlich nur das von Bear Grylls so beliebte Trinken des eigenen Urins eingefallen und damit kann ich leben :-).
Die groben Themen stehen im Vorfeld bereits fest und bilden die notwendige Grundlage. Dazu gehören natürlich der Bau eines Shelters, Wasseraufbereitung und Filterung, Feuer machen, Knoten, Fallen bauen, Schnitzen und Umgang mit dem Messer, Pflanzenkunde, sowie die Grundlagen zur Einschätzung von Situationen und Verhaltensregeln.
Da die Trainer vielseitige Erfahrungen haben und ständig zur Verfügung stehen kann man jederzeit auch weitere Themen besprechen oder sich interessante Dinge gezielt nochmal erklären oder demonstrieren lassen.
Ich denke hier kann keiner sagen, das ihm etwas gefehlt hat.
Die Verpflegung
Die Bezeichnung Survival Camp wirkt bei der gebotenen Verpflegung vielleicht etwas irreführend, denn ums Überleben muss man sich hier genauso wenig Gedanken machen wie um Hunger oder Durst.
Maßgeblich für die Verpflegung zuständig ist Tim, der nicht nur gelernter Koch ist, sondern auch Outdoor Cooking Workshops gibt und jede Menge Erfahrung auf dem Gebiet hat.
Zum Trinken standen Frischwasserkanister bereit und beim gemütlichen Lagerfeuer am Abend gab es auch einige Kisten Gerstensaft.
Beim Essen dachte Tim an den erhöhten Kalorienbedarf bei ständiger Aktivität im Freien und lieferte deftige Hausmannskost in großzügiger Menge. Bereits nach einigen Stunden im Camp köchelte der selbstgemachte Linseneintopf in einem riesigen Topf auf dem Feuer. Obwohl das Frühstück erst einige Stunden zurücklag, freuten wir uns wie kleine Kinder auf das Essen und genossen gleich mehrere Teller des leckeren Linseneintopfs mit einigen Scheiben Brot.
Abends gab es eine saarländische Spezialität, Lyoner vom Grill. Dazu lagen auch noch Bratwürste und Brötchen auf dem Grill. Die knusprig gebratene Fleischwurst im krossen Brötchen war so lecker das ich gleich 3 Stück davon verputzte und die Stücke waren alles andere als Kindergröße.
Zum Frühstuck standen heißer Kaffee, Milch, Müsli, Brötchen, Brotaufstriche, Käse und Salami bereit und als ob das nicht schon reichen würde servierte Tim auch noch eine riesige Pfanne Rührei mit Kartoffeln.
Zu Mittag gab es Nudeln ohne Ende mit einer selbstgemachten fruchtigen Tomatensoße und einer Monsterschüssel voller geriebenen Käse gemischt mit Käsestücken.
Also mich hat das Essen in punkto Auswahl der Produkte, Menge und Geschmack absolut positiv überrascht. Außerdem wurden hier nicht einfach ein paar Eimer aufgemacht und erwärmt, sondern es schmeckte hausgemacht wie bei Oma.
Specials
Kräuterwanderung:
Obwohl die Trainer meiner Meinung nach mehr als ausreichend Wissen hätten um uns einige Pflanzen im Wald zu erklären, wurde extra ein Spezialist auf diesem Gebiet eingeladen. Der „Kräuterfritz“ (sorry, aber den richtigen Namen habe ich leider vergessen) war mit jeder Pflanze und jedem Blatt per Du :-) und vermittelte innerhalb von 2 Stunden Unmengen an Wissen. Während der kleinen Wanderung konnten wir einige Pflanzen direkt probieren, konnten alle möglichen Fragen stellen und bekamen interessante Tipps für Salate und andere Gerichte. Aufgrund der Fülle der Informationen habe ich leider vieles direkt wieder vergessen, aber auch einiges fest abgespeichert, was ich jederzeit einsetzen kann.
Lebendiges Essen:
Wer schon einmal die Sendungen von Bear Grylls, Ed Stafford oder so etwas wie Naked Survival geschaut hat, denkt bei Survival und Essen natürlich auch an lebendige Kleintiere und Insekten. Ich rechnete eigentlich auch damit das wir Regenwürmer oder ähnliches selbst suchen und essen müssten.
Zu diesem Thema erklärten die Trainer uns jedoch, dass man nicht sagen kann welche Bakterien, Viren oder sonstige Schadstoffe sich in diesen Tieren befinden und deshalb auf den Verzehr aus reinem Spaß besser verzichten sollte, eigentlich logisch. Um uns diese Erfahrung aber dennoch zu bieten wurden extra lebendige Heuschrecken und Käferlarven aus kontrollierter Zucht gekauft, welche wir essen konnten.
Unser ganzer Stolz
Nach dem Ankommen im Camp, einer kurzen Vorstellungsrunde und einer kleinen Einweisung in den Shelterbau wurden wir in Gruppen aufgeteilt und hatten 3 Stunden Zeit um unser Nachtlager aufzubauen. Unsere Gruppe zählte 6 Personen, wovon einer aber leider nicht über Nacht blieb. Recht schnell entschieden wir uns gegen einzelne Shelter und begannen damit einen geeigneten Platz für ein 5 Mann Shelter zu suchen. Ein guter Platz war schnell gefunden und ohne viele Worte begannen wir mit unserer Konstruktion. Vom Baufortschritt waren wir alle regelmäßig begeistert und auch der fertige Shelter konnte uns absolut überzeugen. Auch als gelernter Zimmerer hatte ich keine Einwände gegen diese Konstruktion, der Boden des Shelters war mind. 10cm weit vom Waldboden entfernt, sowohl der Zwischenraum als auch die Liegefläche war super dick mit Laub bedeckt, der Shelter war auf 3 Seiten komplett geschlossen, von oben dicht, man konnte darinsitzen und die Liegefläche war auf den geschlossenen Seiten mind. 1m von der Außenwand entfernt.
Der Shelter war eine Konstruktion, welche ich jederzeit wiederverwenden würde, ein echtes Meisterstück :-).
Der Preis
Mein erster Blick, als ich den Gutschein für das Outdoor und Survival Camp von meinen Kindern bekommen habe, fiel direkt auf den Preis von 179€. Ich dachte mir nur „179€, für 2 Tage im Wald zu sein und in einem selbst gebauten Unterschlupf zu frieren ist ganz schön teuer“. Nach einigen Stunden im Camp, einem fast fertigem Shelter und nach dem ersten Teller leckeren Linseneintopfs fand ich die Erfahrung aber beinahe schon unbezahlbar. Auch jetzt noch könnte ich dieser Erfahrung subjektiv keinen Preis geben, denn auch wenn es sich dumm anhört, eine schöne Zeit ist nun einmal unbezahlbar.
Ganz objektiv betrachtet stehen da erst einmal ordentliche 179€. Dem gegenüber stehen dann aber auch 3 Trainer x 2 Tage von morgens bis nachts, eine gemietete Hütte, einige Kisten Bier, etliche Ringe Lyoner, Bratwürste, ein paar riesige Säcke Brötchen und ein Haufen weiterer Lebensmittel.
Das dem Anbieter außerdem eine gute Zeit der Teilnehmer wichtiger ist als der reine Gewinn spürt man nicht nur an der üppigen Verpflegung, denn auch die Ausgaben für den zusätzlichen Kräuterexperten oder die nicht ganz günstigen Zuchtheuschrecken und Larven würde wohl nicht jeder investieren.
Tatsache ist, der Anbieter sollte davon leben können und für seine hervorragende Arbeit adäquat entlohnt werden. Ich habe wirklich noch nie weniger das Gefühl gehabt das sich hier jemand die Taschen auf Kosten von Teilnehmern oder Kunden vollmacht.
Galerie
Fazit
Das Outdoor und Survival Camp des saarländischen Anbieters nwwf.camp war ein kurzer Ausbruch aus dem normalen Alltag und eine Erfahrung die ich nicht missen möchte.
Für mich wurde hier genau die richtige Mischung gewählt um den Teilnehmern jede Menge Wissen und einen Hauch Survival Gefühl zu vermitteln ohne dabei komplett auf Annehmlichkeiten, wie ordentliches Essen verzichten zu müssen. Der Anbieter bietet praktisch keinerlei Möglichkeit zur Kritik.
Die Organisation ist einwandfrei, die Location ist sehr gut gewählt, die Trainer sind super kompetent, freundlich und sympathisch, das Essen schmeckt und passt sehr gut zur Situation, der ganze Ablauf ist durchgeplant und lässt dennoch Zeit zum lockeren Austausch, Nachfragen oder Wiederholen, die einzelnen Inhalte werden leicht verständlich vermittelt und können von jedem Teilnehmer praktisch wiederholt werden, das Gesamtpaket ist einfach stimmig.
Was für Hardcore Survival Profis vielleicht lächerlich aussehen mag, ist für normale „YoutubeSurvivalZuschauer“ wie mich ein perfekter Einblick in das Thema und optimal als Grundlage auf der man weiter aufbauen kann.
Ich kann das Camp dieses Anbieters wirklich jedem uneingeschränkt empfehlen und hätte richtig Lust nochmal mit meinen Kids oder Arbeitskollegen teilzunehmen.
nwwf.camp Survival Camp
179€Stärken
- Tolle Location
- sehr kompetente sympathische Trainer
- sehr gute Verpflegung
- alle relevanten Themen werden behandelt
- unbezahlbare Erfahrung
Schwächen
- ich hätte gerne noch ein zwei Nächte dran gehängt