Im Test hatte ich dieses Mal den neuen Taroko 2 von 361°.
Der Taroko 2 ist nicht der erste Schuh des chinesischen Herstellers 361° den ich teste, aber der erste Trailschuh.
Die Straßenschuhe Sensation, Spire, Kgm2 und Meraki 3 lieferten durchweg gute Leistungen und ließen kaum Spielraum für Kritik,  mal schauen ob 361° auch im Trailsegment überzeugen und mit den etablierten Konkurrenten mithalten kann.

361° Taroko 2 Trailschuh

Tester: Patrick Salm

Testzeitraum: ca. 3 Wochen

Modell: Taroko 2

Webseite:  361°

Kategorie: Trail

Technologien: Qu!ckfoam, Morphit, Qu!ck Flex, Qu!ck Spine

Farbe: ebony/saffron

Sprengung: 9mm

Gewicht: 310g (350g bei Größe DE45)

Preis: UVP 119,99€

361° Taroko 2 Trailschuh im Test – PSBLOG

[WERBUNG] Der Taroko 2 wurde mir von 361° zur Verfügung gestellt [WERBUNG]
Dieser Bericht spiegelt dennoch nur meine persönliche, unabhängige Meinung und Erfahrung wieder und wird nicht vom Hersteller beeinflusst. Bilderquelle teilweise: 361europe.com

Optik/Haptik

Wie immer, hier nochmal der Hinweis, das Optik natürlich immer Geschmacksache ist und die Meinungen hier sehr unterschiedlich sein können.
Ich persönlich finde die Optik des Taroko 2 extrem gelungen. Sowohl das Design als auch die Farbkombination wirken dynamisch, modern und sehr passend für einen Trailschuh. Auf den ersten Blick besonders auffällig ist der ungewöhnliche Einstiegsbereich, der zusätzlich mit einer Art Mini-Strick-Kragen und einem rundherum führenden Schnürsenkel ausgestattet ist (dazu später mehr). Nimmt man den Schuh in die Hand fällt einem außerdem das Mesh auf, welches deutlich steifer und robuster ist als bei herkömmlichen Straßenschuhen.
Bei der „klassischen“ Schnürung denkt 361° auch beim Taroko wieder an das zusätzliche, obere Loch für eine Fersenhalt-/Marathonschnürung.
Allgemein wirkt der Taroko 2 ziemlich robust und sehr gut verarbeitet, alle Materialien machen einen stimmigen und hochwertigen Eindruck.
Nach dem ersten HandsOn würde ich den Schuh deutlich teurer als 119€ Einschätzen.

Aktuell bietet 361° den Taroko 2 lediglich in je einer Farbe für Frauen und Männer an, ich kann mir jedoch vorstellen das noch weitere Farben folgen.

361° Taroko 2 Trailschuh
361° Taroko 2 Trailschuh

Laufen mit dem Taroko 2

Nach dem ersten Hands On folgt die erste Anprobe. Hierbei fällt sofort die tolle Passform auf. Der Taroko 2 sitzt bereits ungeschnürt sehr gut und dicht am Fuß, ohne dabei an irgendeiner Stelle zu eng zu sein oder gar zu drücken. Die Breite und die Höhe des gesamten Schuhs und der Zehenbox sind, wie es sich für einen Trailschuh gehört, eher sportlich als geräumig. Läufer mit etwas breiteren Füßen dürften aber dennoch mit der Passform zurechtkommen. Die Feinanpassung des Schuhs an die Fußform ist dank der guten Schnürung mit ihren zusätzlichen, oberen Löchern schnell erledigt. Als Besonderheit legt 361° einen Schnürsenkel rund um den Einstiegsbereich. Diesen Zusatz wissen Läufer mit schmalen Füßen oder generellen Problemen mit herausrutschenden Fersen schnell zu schätzen. Auch ich bin in der Regel ein Nutzer der Fersenhalt-/Marathonschnürung da meine Fersen ansonsten in vielen Schuhen zu locker sitzen und scheuern, beim Taroko ist der Unterschied direkt spürbar und die Ferse sitzt auch ohne spezielle oder sehr feste Schnürung deutlich sicherer im Schuh. Ich finde solche Änderungen an Schuhen immer erstaunlich, denn obwohl man sich nicht vorstellen kann was einen modernen Schuh noch besser machen könnte, kann man sich auf der anderen Seite bei manchen neuen, kleinen Details wie dem „rundum Schnürsenkel“ beim Taroko 2 nicht vorstellen warum erst jetzt jemand darauf gekommen ist und warum das nicht Standard bei allen Schuhen ist. Ich hoffe auf jeden Fall 361° wird diese Konstruktion auch in zukünftigen Modellen einsetzen, denn nicht selten verschwinden einige für gut befundene Dinge genauso schnell wieder wie sie gekommen sind.
Das Laufverhalten des Taroko unterstreicht seine Allrounderfähigkeiten. Der Schuh provoziert und präferiert keinen bestimmten Laufstil. Langsame Fersenläufer bekommen ausreichend Dämpfung und Komfort und schnelle Mittel-/ Vorfußläufer einen reaktionsfreudigen Abdruck ohne Energieverschwendung. Der Schuh ist bei der Wahl der Läufer ebenso wenig wählerisch wie bei der Pace oder dem Laufuntergrund, weshalb der Taroko 2 auch wirklich für keine Trainingseinheit eine falsche Wahl ist.

Dämpfung

Bei der Dämpfung setzt 361° auf das bewährte Qu!ckfoam (das ! gehört so :-) )System welches auch bei den aktuellen Straßenmodellen zum Einsatz kommt. Dabei handelt es sich nicht um ein bestimmtes Material, sondern um 4 Teile welche zusammen die Dämpfungsarbeit erledigen. Das ist im Prinzip aber bei fast jedem Laufschuh so.
Techn. ist Qu!ckfoam auf dem aktuellen Stand und steht anderen Dämpfungssystemen in nichts nach. Die Dämpfung ist sehr ausgewogen und meistert die Gratwanderung zwischen Komfort und Agilität einwandfrei. Der Taroko ist zwar komfortabel, aber alles andere als weich oder schwammig. Die Dämpfung macht sowohl bei langen, langsamen Läufen als auch bei schnellen Tempoeinheiten einen guten Job und unterstützt dabei Fersen-/Mittelfuß-/ und Vorfußläufer gleichermaßen ohne merklich Energie zu verschwenden. 

Grip

Was bei den meisten Straßenmodellen oft sehr gut funktioniert hat schon so manchen eigentlich ganz guten Trailschuh eine gute Bewertung gekostet, die eigen entwickelte Außensohle. Um auf Nummer sicher zu gehen setzen viele Hersteller bei ihren Trailmodellen auf die Erfahrung des Grip Spezialisten Vibram. 361° traut sich darauf zu verzichten und setzt auf eine selbstentwickelte Außensohle.
Da ich bei Hersteller eigenen Sohlen mit dem schlimmsten rechne und auch schon viel erlebt habe, bin ich beim Taroko 2 doch positiv überrascht. Die Sohle funktioniert bei den ersten Ausläufen auf trockenem Mischuntegrund (Asphalt, Schotter, Wiese, Trail) absolut zuverlässig und bietet keinen Grund für Kritik.
Grip auf trockenen Belägen ist allerdings jetzt auch nicht so extrem schwierig, auf den nächsten Regen gewartet und nicht wie nach draußen.
Siehe da, der Taroko 2 schlägt sich auch bei Nässe wirklich ordentlich. Auf nassen Trails, Schotter oder Wiese ist der Unterschied zu den Vibram Megagrip Sohlen kaum spürbar. Bei den schwierigsten Untergründen wie nassem Schiefer, moosigem Untergrund oder Kopfsteinpflaster wird der Abstand zum Klassenprimus Vibram dann schon etwas größer. Auch wenn der Taroko 2 meist genügend Grip bietet und einen guten Gesamteindruck hinterlässt, packen die besten Vibram Sohlen in einigen Situationen etwas härter zu. Zudem ist das Vibram Logo ein Gütezeichen welches nicht selten ein echtes Kaufkriterium ist. Wenn 361° beim Taroko 3 evtl. in Erwägung zieht eine Virbram Außensohle einzusetzen könnte dies die Verkaufszahlen bestimmt deutlich steigern.
Aufgrund der bisher sehr geringen Abnutzungsspuren würde ich die Haltbarkeit der Außensohle bei mir trotz ca. 50% Asphalt auf mind 800+ km einschätzen (immer Abhängig vom Gewicht und Laufstil des Läufers).

361° Taroko 2 Trailschuh Gripindex

Der „Grip Index“ ist ein Versuch von mir die Grip Level bei Trailschuhen besser vergleichen zu können. Er findet sich bei allen meiner neueren Trailschuhbeiträge

Protektion

Bei der Protektion, also dem Schutz der Füße vor Gefahren wie Steinen, Wurzeln usw., deckt der Taroko 2 nur die aller notwendigsten Bereiche ab. Auf ein zusätzliches dickes Kunststoff oder Leder Overlay auf den Zehen wird ebenso verzichtet wie auf einen zusätzlichen Durchtrittschutz in der Mittelsohle. Zum einen geschieht dies natürlich um Gewicht zu sparen  und den Schuh nicht unnötig steifer zu machen, zum anderen reicht dieser Schutz außerdem einem Großteil der Läufer für fast alle Situationen. So geht es auch mir, solange die Zehen ein Mindestmaß an Schutz haben und sich keine Spitzen Gegenstände in meine Fußsohle bohren bin ich zufrieden :-).
Das relativ robuste Mesh wird zum Schutz der Zehen vorne durch ein gummiertes Overlay verstärkt, das schützt das Material des Schuhs und die Zehen ausreichen vor leichten Anstößen und Beschädigungen. Die Mittelsohle und die robuste Außensohle lassen spitze Steine, Stöcke oder ähnliches nie soweit durch das sie unangenehm oder gar schmerzhaft zu spüren sind. Gegen feste Anstöße oder dem Tritt auf einen Nagel bringt der Schutz des Taroko natürlich nichts. 
Den zusätlichen kleinen Kragen am Einstiegsbereich könnte man übrigens auch noch als Schutzelement bezeichnen, denn Dreck oder Steinchen finden deutlich seltener den Weg in den Schuh, wobei der Schutz ruhig noch etwas höher und enger sitzen dürfte.

Gallerie

Fazit

361° hat mich mit dem Taroko 2 wirklich etwas überrascht. Auch wenn ich nicht mit einem schlechten Schuh gerechnet habe, dachte ich nicht das sich der 350g (bei DE45) schwere Taroko so gut am Fuß anfühlt und sich so gut läuft.
Die Passform des Taroko 2 entspricht genau meinen Vorlieben weshalb ich persönlich den Sitz des Schuhs erstklassig finde.

Für alle Läufer die öfter mal Probleme mit locker sitzenden Schuhen an der Ferse bzw. heraus rutschen der Fersen haben hat der Taroko 2 einen zusätzlichen Schnürsenkel rund um den Einstiegsbereich, welcher dem Schuh noch besseren halt am Fuß gibt wie es z.B. eine Fersenhalt-/Marathonschnürung kann. 
Das Abrollverhalten des Taroko 2 ist absolut neutral und der Schuh lässt sich im Vorfuß ausreichend leicht flexen. Die Qu!ckfoam Dämpfung hat mir bereits bei anderen Modellen gut gefallen und wirkt auch im Taroko wieder sehr ausgeglichen. Der Schuh bietet für mich eine sehr gute Mischung aus Komfort und Agilität ohne weich oder schwammig zu wirken und auch die Rückmeldung vom Untergrund wird nur wenig verfälscht.
Das Dämpfungsverhalten und die Laufeigenschaften sind dem zuletzt von mir getesteten Meraki 3 relativ ähnlich, umso erstaunlicher das ich den Taroko sogar als Straßenschuh jederzeit dem Meraki 3 vorziehen würde, was vermutlich an der noch besseren Passform liegt.
Der Taroko ist bei ungeplanten Läufen auf unterschiedlichem Terrain und unbekannter Dauer nie eine falsche Entscheidung. Egal ob lange gemütliche Ausflüge, Intervalle oder schnelle Trail Downhills, im Taroko habe ich mich noch nie unwohl oder falsch „beschuht“ gefühlt. 

Beim Grip hat 361° mit der selbstentwickelten Außensohle ebenfalls einen guten Job gemacht und lässt viele andere Eigenentwicklungen der Konkurrenten hinter sich. Der Schuh leistet sich auf keinem Belag einen wirklichen Patzer und liefert solide Leistungen, die sich durchaus sehen lassen können.
Auf nassen, glatten Untergründen kann der Taroko 2 dennoch nicht ganz mit den besten Vibram Megagrip Außensohlen mithalten was ihn leider das Prädikat „Lieblingstrailschuh“ kostet.


Mit einer UVP von 119€ ist die Preis-/Leistung des Taroko 2 kaum schlagbar und neben seiner Allrounderqualitäten noch ein weiterer Punkt dafür eine klare Kaufempfehlung für den Schuh auszusprechen. 

361° Taroko 2

119,99€
9.3

OPTIK/STYLE

9.2/10

DÄMPFUNG

9.2/10

GRIP LOSE BELÄGE

9.2/10

GRIP ASPHALT

9.0/10

PASSFORM

9.6/10

PREIS-/LEISTUNG

9.6/10

Stärken

  • super Passform
  • komfortabele, agile Dämpfung
  • besonders guter Fersenhalt
  • robustes Obermaterial
  • guter Grip auf allen Belägen
  • sehr gutes Preis-/Leistungsverhältnis
  • guter Allrounder

Schwächen

  • Grip auf nassen, glatten Belägen etwas schlechter als einigen Vibram Megagrip oder Continental Sohlen

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